Tabakanbau: schlimme Folgen für die Böden

Text: Daniel Fleischmann

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Wer raucht, schadet nicht nur seiner Gesundheit. Er trägt auch zur Vergiftung von Böden und zur Zerstörung von Wäldern bei.

Da sollte sie nicht hin, die Kippe. Aber von fünf gerauchten Zigaretten landen vier statt im Müll auf dem Boden. Das sind allein in der Schweiz über eine Million Zigaretten jeden Tag, auf Strassen, in der Kanalisation, in der Natur. Zigaretten sind Gift für die Böden. Ihre Filter bestehen in der Regel aus Celluloseacetat, das durch das Sonnenlicht in Mikroplastikfasern zerfällt – mit unklaren Folgen für die Umwelt. Viel schlimmer noch: Zigaretten enthalten bis zu 600 Zusatzstoffe wie Aromen und Gewürze, Feuchthaltemittel und Weissbrandmittel zum Weissfärben des Rauches. Beim Abbrennen entstehen über 5300 Stoffe, viele davon giftig oder krebserregend, z. B. die Metalle Arsen, Blei und Cadmium, das radioaktive Polonium-210, Stickstoffverbindungen wie Ammoniak und viele mehr.

Nur Monokulturen

Auch die Herstellung von Zigaretten belastet die Böden. Tabak wird in Monokulturen angebaut und ist anfällig für Schädlinge. Deshalb werden sehr viele Chemikalien eingesetzt, Fungizide, Pestizide, aber auch Düngemittel, die zum Teil sogar in der EU verboten sind. Zum Beispiel in Bangladesch entlang des Flusses Matamuhuri.

Hier verbraucht die Tabakindustrie nach eigenen Schätzungen pro Hektar 575 kg Harnstoff und 466 kg Triple -Superphosphat pro Jahr. Dieser übermässige Einsatz von Dünger zerstört die Bodenstruktur. Er führt zu einer verringerten Bodendurchlüftung und Wasserspeicherfähigkeit, einem verminderten Mikronährstoffgehalt und der Abnahme von Bodenmikroben. Tabak verbraucht 2,5-mal mehr Stickstoff, 7-mal mehr Phosphor und 8-mal mehr Kalium als Mais. Daher werden die Nährstoffe im Boden viel schneller erschöpft als bei traditionellen Kulturen. Der natürliche Geruch des Bodens verschwindet, und auch die Farbe verändert sich.

Schliesslich hat auch die Trocknung des Tabaks schlimme Folgen für die Böden. Bedeutsam für die maschinell gefertigten Zigaretten ist der Virginia-Tabak, der über heisser Luft getrocknet wird. In Ländern im Globalen Süden steht dafür vor allem Holz zur Verfügung, das oft durch Abholzung gewonnen wird – nicht selten mit Bodenerosion als Folge. In den Tabakanbaugebieten Tansanias sind zwischen 3,3 und 6,5 Prozent der Entwaldung auf die Tabakproduktion zurückzuführen. Für Simbabwe liegen die Schätzungen bei 14 Prozent und für Malawi sogar bei 26 Prozent. Das hat auch Folgen fürs Klima: Der Wald als CO2-Speicher wird zerstört, und beim Verbrennen gelangt CO2 in die Atmosphäre.

Neben den vielen negativen Auswirkungen auf den Boden ist der Tabakanbau auch für Menschen und Tiere problematisch. Kinderarbeit und Gesundheitsschäden bei den Plantagenarbeitern sowie gesundheitliche Auswirkungen beim Tabakkonsum sind weitere wichtige Aspekte, die den Tabakanbau infrage stellen.

Weitere Informationen

Ruinierte Natur. Entwaldung, Pestizide und Nikotin (Textquelle)

Unterrichtsprogramm zur Tabakprävention

Lernmedium: Jugendliche und Rauchen


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