Gemeinsame Ziele für eine nachhaltige Gemeinschaft

Des objectifs communs pour une communauté durable

SDGs mit ganzheitlichen Ansätzen erreichen | DR. JESSICA FRANZONI

Die SDGs beschreiben gemeinsame Ziele, die gemeinschaftlich erreicht werden sollen (oder müssen). Für das schulische und ausserschulische Umfeld können sie einen Ausgangspunkt wie auch ein Leitelement darstellen. Wie aber gelangen wir zu gemeinsamen Zielen? Wie legen wir sie gemeinsam fest? Und welches Potenzial stellen die Ziele für die Schule dar?

SDG und gesamtschulischer Ansatz (WSA)

In ihrem Alltag und ganz besonders in der Schule sind Schülerin­nen und Schüler mit den unterschiedlichsten Themen konfron­tiert. Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030 der Vereinten Nationen berühren viele dieser Themen und tragen dazu bei, über aktuelle Herausforderungen nachzudenken. Der Fokus auf die räumliche (und globale) Dimension dieser Ziele zeigt: Diese ursprünglich für Staaten gedachten Ziele gelten auch für uns als Individuen im Alltag.

Aber wie können wir auf lokaler Ebene vorgehen, um diese Ziele zu erreichen? Wie gelingt die Umsetzung in der Klasse, in der Schule und – allgemeiner – in einer Gemeinschaft? «Grundlegend neue Wege zu beschreiten, ist keine Aufgabe für Einzelne oder einzelne Gruppen, sondern eine Menschheitsaufgabe», heisst es im Praxishandbuch Bildung für Nachhaltige Entwicklung in der Kommune gestalten (S. 6). Um die Nachhaltigkeitsziele zu errei­chen, ist es dennoch wesentlich, auf das Verantwortungsbewusstsein des Einzelnen zählen zu können. Welche Funktion übernimmt die Schule als Ort des formalen Lernens in diesem Zusammenhang? Wie kann sie dazu beitragen, verantwortungs­volle Bürgerinnen und Bürger auszubilden?

Der gesamtschulische Ansatz, der «Whole School Approach», er­möglicht es, die Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) in alle Bereiche des Schullebens zu integrieren und stellt den ersten wichtigen Schritt in diese Richtung dar. Das Ziel des Ansatzes liegt darin, alle miteinzubinden und zur aktiven Teilnahme, nicht nur im Klassenzimmer, anzuregen.

Als ganze Schule BNE zu leben, reicht aber noch nicht aus. Der Ansatz erfordert zudem, ausserschulische Akteurinnen und Ak­teure, Partnerinnen und Partner und die Familien einzubinden und zu beteiligen. «Dies setzt wiederum voraus, dass die Menschen – und zwar alle Menschen – in die Lage versetzt werden, an diesem Prozess der Veränderung (Transformation) mitwirken zu können, und zwar nicht in einer fernen Zukunft, sondern so schnell wie möglich» (idem). Nur so kommen wir voran und erreichen gemein­same Ziele. Dieser Prozess beginnt beim Einzelnen (zum Beispiel durch die Behandlung der SDGs in der Klasse), gleichzeitig sollen in der Schule der gesamtschulische Ansatz angewendet und schliesslich die Gesellschaft im weiteren Sinne einbezogen wer­den. Zudem bleibt zu beachten, dass die Vereinten Nationen in­ternationale Partnerschaft und Solidarität als wichtigstes Mittel betrachten, um die Nachhaltigkeitsziele umzusetzen.

SDGs und Bildungslandschaften21 (BL21)

Die SDGs stellen gemeinsame Ziele auf globaler Ebene dar. Die Strategien, um sie zu erreichen, müssen aber auf lokaler Ebene gefunden wer­den. Dabei tauchen viele Fragen auf: Wie können wir im Einklang mit den SDGs leben? Und umgekehrt: Wie lässt sich die Welt als globale «Land­schaft» betrachten? Darüber hinaus: Was ge­schieht, wenn der «Whole School Approach» – was wünschbar wäre – auch ausserhalb des rein schulischen Umfelds angewandt wird?

Die Bildungslandschaft hilft dabei, mehr Men­schen sowie auch sehr heterogene Gruppen mit gemeinsamen Vorstellungen und Zielen anzu­sprechen und einzubinden. Sie entsteht, wenn schulische und ausserschulische Akteure ein definiertes, lokales Netz schaffen und sich ge­meinsam für die Bildung (im weitesten Sinne) von Kindern und Jugendlichen einsetzen. Wenn BL21 gelingt, kann ein systemisches Netz ent­stehen, das aus mehreren «Bildungsinseln» be­steht, die sich unter bestmöglicher Nutzung von Synergien zusammenschliessen. Idealerweise dehnt sich dieser Aggregationsprozess mit der Zeit aus und wächst zu einem einzigen grossen Ganzen, einer «globalen Landschaft». Von der lokalen Ebene aus gelangen wir so zur gesamten Gemeinschaft, zur globalen Ebene.

Eine beispielhafte Umsetzung des eben Be­schriebenen ist die Bildungslandschaft «Futu­ rina» (Bern­West). Ausgehend von einer Beob­achtung – der grossen kulturellen und sprach­lichen Heterogenität der Einwohnerinnen und Einwohner – entstand eine Bildungslandschaft, die mehrere Quartiere umfasst und sich über das gesamte Gebiet erstreckt. Nicht nur Kinder und Jugendliche sollen hier bestmöglich integriert werden, sondern auch deren Eltern. Zwar wur­den für diese Landschaft (und die darin befindli­che Schule) eigene Ziele festgelegt. Sie basieren aber auf den SDGs, mit dem Ziel, ein gewisses Wohlergehen (siehe SDG 3 und 8), hochwertige Bildung für alle (siehe SDG 4), Gleichstellung der Geschlechter (siehe SDG 5) und damit weniger Ungleichheiten (siehe SDG 5 und 10) zu erreichen.

Diese Landschaft bildet das Kernkonzept der BL21 ab: Sie wendet den gesamtschulischen Ansatz konkret an, weitet ihn auf das Bildungsumfeld von Kindern und Jugendlichen der Umgebung aus und arbeitet mit unterschiedlichen ausserschulischen Akteuren zusammen. Indem gemeinsame Ziele festgelegt wurden, können konkrete Leistungen für alle angeboten werden. Dazu zählen etwa Deutschkurse, um die verschiedenen Bildungsakteure zu entlasten, den Zugang zu schulischen und ausserschulischen Angeboten vor Ort zu verbessern und die Lernenden aktiv in das Leben in ihrem Quartier einzubinden. Konkrete Vorteile also, von denen die gesamte Gemeinschaft profitiert, indem sie ihren Zu­sammenhalt und ihr Engagement erhöht.

Gerade die ungleiche Verteilung der sozialen und natürlichen Notlagen weltweit verlangt ein gezieltes regionales Handeln. Dieses schafft die Voraussetzungen dafür, dass alle Akteure gemeinsame Ziele verfolgen und gemeinsam an einem Strang ziehen. So machen wir einen ersten wichtigen Schritt hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft.

Literatur:
Praxishandbuch. Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Kommune gestalten. 2023
- education21.ch/de/17_ziele_nachhaltigeEntwicklung 
- education21.ch/de/gesamtschulischer-ansatz

- education21.ch/de/bildungslandschaften21
- BL21 «Futurina»: futurina.ch

 

Die Nachhaltigkeitsziele kurz erklärt

Die 17 UNO­-Nachhaltig­keitsziele sollen von allen Mitgliedstaaten bis 2030 erreicht werden. Idee ist es, die drängendsten Herausforderungen der Welt gemeinsam zu lösen. Auch die Schweiz ist aufgefor­dert, die Ziele national umzusetzen. Nicht staatli­che Akteurinnen und Akteure werden ermuntert, einen aktiven Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung zu leisten.

Erklärvideo des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) zu den Nachhaltigkeitszielen
 

 
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