Der ideale Spielplatz? Kinder entwickeln und bauen ihren eigenen Spielplatz
Partizipative Workshops für die Errichtung des künftigen Spielplatzes
Kurzbeschrieb
Wie werden Kinder aus der Nachbarschaft in ein Projekt einbezogen, das sie direkt betrifft? In diesem Praxisbeispiel wird im Rahmen der Bildungslandschaft Schönberg ein Spielplatz von Kindern erdacht, geplant und gebaut. In partizipativen Workshops brachten sie zunächst ihre Meinung als künftige Nutzer/innen ein, indem sie ihren Wünschen freien Lauf liessen. Diese wurden von den beauftragten Architekten und Stadtplaner/innen aufgenommen und in Plänen festgehalten. Die Pläne wurden in einem nächsten Schritt von den Kindern begutachtet und bestätigt. Anschliessend nahmen die teilnehmenden Kinder aktiv an der Gestaltung teil, indem sie Pflastersteine entfernten, Baumstämme anmalten oder Sträucher pflanzten und so den idealen Spielplatz entstehen liessen.
Bildungsziele
- Für die Bildungslandschaft, die Stadt / den Spielplatz
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- Kinder aus der Nachbarschaft in die Überlegungen und den Bau eines Treffpunkts und Spielplatzes einbeziehen und ihre Meinung als Hauptinteressenten wertschätzen.
- Zukünftige Nutzerinnen und Nutzer können sich Gehör verschaffen und ihre Ideen konkretisieren, damit der Spielplatz ihren Wünschen am besten entspricht.
- Förderung der Eigenverantwortung und des Respekts für diesen Platz durch einen partizipativen Prozess.
- Für Kinder / die Zivilgesellschaft
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- Partizipation ausprobieren und feststellen, dass jede Stimme zählt und die Meinung von allen wichtig ist.
- Politische Teilhabe einüben und Erfahrungen sammeln, auf welche später zurückgegriffen werden kann
Besondere Stärken
- Ein transdisziplinäres Projekt, das Partizipation umsetzt
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- Der Ort, an dem der Spiel- und Begegnungsplatz gebaut werden sollte, wurde mit den Bewohnerinnen und Bewohnern des Wohnviertels ermittelt.
- Die Kinder des Wohnviertels wurden gebeten, den Plan für den Spielplatz zu erstellen und über die Infrastruktur (Rutsche, Schaukel usw.) zu entscheiden. Sie sind in ein grosses Projekt eingebunden, das sie direkt betrifft.
- Kinder, Jugendliche und Familien, können auf freiwilliger Basis an den Workshops teilhaben.
- Aus einem Top-down-Projekt der Stadt zur Errichtung und Renovierung von Spiel- und Begegnungsplätzen entstand ein partizipativer Ansatz, der von den Ideen der Kinder ausgeht und bis zur Genehmigung durch die Stadt reicht (Bottom-up).
- Effiziente Projektdurchführung
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- Die gleichen Personen (die Stadtplaner/innen von SpielRaum) leiten das Projekt und die partizipativen Workshops. Dieser direkte Kontakt mit den Kindern gewährleistet, dass die in den Workshops entwickelten Ideen besser in die Gestaltung und Umsetzung des Platzes einfliessen.
- Die kurze Zeitspanne zwischen den partizipativen Workshops und dem konkreten Bau trägt dazu bei, weiter motiviert zu bleiben. Die Kinder sehen das greifbare Ergebnis ihrer Überlegungen.
Planung und Durchführung
Vorbereitung
- Wer wird am Projekt mitarbeiten?
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Der Park des kleinen Fuchses ist einer von vier Plätzen, die gleichzeitig im Stadtteil Schönberg (ca. 10'000 Einwohner/innen) im Rahmen des Projekts "fribourg (ou)vert" gebaut wurden. Ziel war es, je nach Bedarf Spiel- und Begegnungsplätze zu renovieren oder neu zu bauen und so Zusammenleben und Wohlbefinden der Einwohnerinnen und Einwohner zu fördern. Zum Zeitpunkt des Projekts "fribourg (ou)vert" war durch die Bildungslandschaft Schönberg seit über fünf Jahren ein bereits starkes Netzwerk geknüpft worden. Diese Fachleute und Freiwilligen machten es der Stadt Freiburg leicht, mit den Hauptbetroffenen, d. h. den Kindern und Jugendlichen des Wohnviertels, in Kontakt zu treten, insbesondere über die Grundschulen. Die zweisprachige Schule «La Heitera» schlug vor, Klassendelegierte für Deutsch und eine ganze zweite Klasse für Französisch einzubeziehen.
- Wie wird geplant?
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Auf der Ebene der zeitlichen Planung bestimmen die baubedingten Einschränkungen den Zeitplan. Architekten und Stadtplaner/innen setzen sich mit den Herausforderungen der Umsetzung auseinander (Zeitplan, Lieferprobleme, Unvorhergesehenes, Budgetfragen usw). Diese Aspekte sind vor Beginn der partizipativen Workshops zu klären. Die für das Projekt verantwortlichen Stadtplaner/innen haben ein Gespür für die Zielgruppe und sind sich bewusst, dass zwischen dem Beginn der Einbindung der Kinder und der tatsächlichen Umsetzung des Spielplatzes eine kurze Zeitspanne liegen muss. Die Planung der Workshops ist einfacher und dauert nur wenige Wochen. Die Beteiligten (die Schulen und SpielRaum) einigen sich im Vorfeld auf Termine und Aufgabenverteilung.
- Sind die geplanten Aktivitäten für Kinder geeignet?
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Es ist wichtig, sich im Vorfeld zu vergewissern, dass die geplanten Aktivitäten für die Zielgruppe geeignet sind. Da es sich um komplexe Baupläne handelt, muss das Vorhaben zielstufengerecht zugänglich gemacht und gut erklärt werden, damit jedes Kind am Prozess teilhaben kann. Was visuell ist und ihrer Welt entspricht, sollte bevorzugt werden.
Vorbereitung der Aktivität mit den Kindern
Der Projektteil mit indirektem Kinderkontakt dauert nur wenige Wochen. Er besteht aus einigen partizipativen Workshops in zwei Phasen: 1) Ideen-Workshops, 2) Bau-Workshops.
Phase 1: Partizipative Design-Workshops
- Erster Workshop: Förderung der Vorstellungskraft und des freien Denkens
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Ein erster Workshop findet am Ort des zukünftigen Spielplatzes statt, um die räumliche Vorstellungskraft zu unterstützen. In kleinen Sandkästen modellieren die Kinder ihre Visionen des Spielplatzes. Sie stellen ihre Wünsche mit kleinen Bastelmaterialien dar, die ihnen zur Verfügung gestellt werden. Dieser erste Workshop führt zu einem Plan des Spielplatzes.
- Zweiter Workshop: Erarbeitung des endgültigen Plans mit den Kindern
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Etwa drei Wochen nach dem ersten Workshop wird der erstellte Plan durch SpielRaum den Kindern, in der Klasse vorgestellt. Die Kinder finden mithilfe zahlreicher Bilder heraus, wie der Platz aussehen könnte. Diese Umsetzung in Bilder ist wichtig, da ein Stadt- und Architekturplan mit Massstäben Kinder überfordern würde. Die Kinder selbst waren begeistert, dass ihre Visionen umgesetzt werden können. Nach der Befragung der Kinder wurde festgelegt, welche Infrastruktur aus den möglichen Modellen (Rutsche, Vogelnestschaukel usw.) installiert werden sollen.
In dieser ersten Phase konnten sich die Kinder den künftigen Spielplatz vorstellen und mit den zu verwendenden Materialien in Berührung kommen oder sich mit Fragen der Machbarkeit und Nachhaltigkeit befassen (z. B. Verzicht auf ein 100 m langes Hallenbad).
Phase 2: Partizipative Bauworkshops
- Dritter und vierter Workshop: Partizipative Umsetzung der Errichtung des Parks
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Der Bau kann etwa sechs Monate nach den Workshops zur Ideensammlung beginnen. Diese Zeit ist für die Erstellung des endgültigen Plans sowie das Genehmigungsverfahren durch die Stadt erforderlich. Bei beiden Workshops beteiligen sich die Schulkinder und andere Nachbarschaftskinder am Bau des Parks. SpielRaum koordiniert die Entsiegelung, das Streichen einiger Baumstämme und das Pflanzen von Sträuchern und Erdbeeren.
Der Platz wird nach dem Wunsch der Kinder "Parc du petit Renard" genannt.
Nach der Aktivität
Die partizipativen Ansätze, die mit dem Projekt dieses Platzes eingeleitet wurden, werden in anderen Projekten angewandt, an denen die Stadt und die Bildungslandschaften Freiburgs beteiligt sind. Im Moment läuft die Planung für die Neugestaltung des Dominoplatzes. Von nun an besteht der Wille, das gesamte Wohnviertel in die partizipativen Prozesse einzubeziehen, insbesondere durch gemeinsame Besprechungsabende mit allen Nachbarn und Nachbarinnen. Für die Stadt ist es von grösster Bedeutung, die Zivilgesellschaft an den Projekten beteiligen zu lassen.
Organisation
- Mitglieder
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- Stadt Freiburg (Sektor sozialer Zusammenhalt, Amt für Stadtplanung und Architektur): Finanzierung, Projekt- und Bauleitung.
- SpielRaum: Vom Sektor sozialer Zusammenhalt beauftragt, die partizipativen Workshops durchzuführen und zu moderieren; Planerstellung für den Spielplatz; Koordination der Bauarbeiten während der Workshops.
- Die Bewohner/innen des Stadtteils Schönberg: Werden über die Lage des zukünftigen Platzes befragt; die freie Teilnahme an den Bauworkshops steht ihnen offen.
- Kinder von «La Heitera»: Teilnahme an partizipativen Workshops, in denen der ideale Spielplatz ausgearbeitet wurde.
- Leiter/innen und Kinder in der ausserschulischen Betreuung: Teilnahme an der Pflanzwerkstatt für Sträucher und Erdbeeren.
- Lehrer/innen und Schulen in der Nachbarschaft, insbesondere Schule «La Heitera»: Unterstützung des Projekts.
- Das Animationszentrum des Stadtteils Schönberg, die Schulsozialarbeiter/innen, die Mitglieder des Netzwerks Bildungslandschaft Schönberg: Verbindung zu den Familien und Jugendlichen, die von dem Projekt betroffen sind.
Das Projekt wird von Fachleuten geleitet. So können Ressourcen für die Zeit und Ideensammlung des Projekts gesichert werden (E-Mail-Beantwortung, Organisation, Koordination, Personen ansprechen usw.). Innerhalb der Stadtverwaltung arbeiten die beteiligten Sektoren (Sektor für sozialen Zusammenhalt und Amt für Stadtplanung und Architektur) eng zusammen, was den Erfolg des Projekts ermöglicht.
- Material
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- Workshop1 & 2: Kleine Sandkästen (optional), die mit Bastelmaterial gefüllt sind (Kugel, Murmeln, Holzstücke, Kapla-ähnliches Material zur Gestaltung und zum Bau). Eventuell etwas zum Zeichnen.
- Workshops 3 & 4: Material zum Entsiegeln, Baumstümpfe und Farbe, Sträucher, Erdbeerpflanzen und Blumenzwiebeln mit Pflanzmaterial, Schutzhelme usw.
- Modell des Spielplatzes, welches für Schülerinnen und Schüler des zweiten Zyklus verständlich ist.
- Ort
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Die Workshops finden auf dem (künftigen) Spielplatz statt. Ein Workshop in einem Klassenzimmer.
Pädagogische Methoden
- Partizipative Workshops zur Ideensammlung und deren Umsetzung
- Modellieren mithilfe von kleinen Bastelmaterialien (z. B. Kapla)
Beurteilung
Eine Gesamtevaluation des Projekts "fribourg (ou)vert" wurde in qualitativer Form durchgeführt: Persönliche Gespräche, mündliches oder schriftliches Feedback, Nachbesprechungen usw. Auch die Workshops wurden qualitative ausgewertet. Meinungen, Erfahrungen, Gefühle, Zufriedenheit und Verbesserungsideen der Lehrkräfte, der anwesenden Eltern, der Betreuungspersonen und anderer betroffener Personen wurden im Anschluss an die Durchführung gesammelt.
Da der Platz genutzt wird und sich Menschen dort treffen, zeigt, dass er den Wünschen entspricht. Zum Beispiel hält der Familienbildungsverband hier seine Eltern-Kind-Cafés ab; Kinder zwischen 0 bis 7 Jahren bewegen sich an der frischen Luft, während ihre Eltern sich treffen und sich über Erziehung austauschen können. Auch der Nachbarschaftsverband organisiert dort Veranstaltungen.
Herausforderungen für den/die Befragte/n
- Verschiedene Zeiträume in Einklang bringen
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Aus der Perspektive der Kinder ist es frustrierend, mehrere Monate zwischen den Workshops und dem Zeitpunkt zu warten, an dem sie sich am Spielplatz erfreuen können. Gleichzeitig bringen die Einschränkungen eines Bauprojekts (Freigabe, Genehmigungen, Beschaffung usw.) gewisse Verzögerungen mit sich. Dieser Zeitraum dürfte höchstens sechs Monate betragen und innerhalb eines Schuljahres liegen.
- Kommunikation im und mit dem Stadtteil
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Später war wegen des Schuljahrendes kein Kontakt mit den eingangs am Projekt beteiligten Klassen möglich. Die Kinder waren zudem auf andere Klassen verteilt worden. Daher war es schwierig, diesen Kontakt mit den Hauptinteressenten, den Kindern von Schönberg, aufrechtzuerhalten. Durch das in der Nachbarschaft geschaffene Netzwerk, mittels einer Bildungslandschaft, wurde die Zielgruppe (Kinder, Jugendliche und ihre Angehörigen) zu partizipativen Workshops eingeladen, um Bau und Planung des Parks abzuschliessen.
- Die Partizipation systematisch gestalten
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Ein solches Projekt setzt voraus, dass alle Beteiligten offen für die Vorschläge der Kinder sind. Es muss Spielraum für Anpassungen und die Berücksichtigung der in den Workshops erdachten Vorschläge vorhanden sein. Auch auf Gemeindeebene funktioniert der partizipative Ansatz nur, wenn der Wille zur Beteiligung und die Akzeptanz dieser Beteiligung vorhanden sind.
Einfach umzusetzen ?
Diese Art von Projekt ist möglich, wenn ein neuer Aussenbereich angelegt wird oder eine Neugestaltung geplant ist. Um dieses Praxisbeispiel nachzuahmen, sind mehrere Voraussetzungen erforderlich.
- Es müssen Budget und eine Finanzierungsquelle vorhanden sein, da der Bau eines optimalen Spielplatzes mehrere Tausend Franken kostet.
- Zusammenstellung eines vielseitigen Projektteams. Die Einbeziehung von erfahrenen Personen in partizipativen Prozessen und Stadtplanungsprojekten ist notwendig.
- Eine gute Planung und Koordination zwischen allen Beteiligten ist unumgänglich
Darüber hinaus gibt es verschiedene Ebenen der Beteiligung, wobei alle Akteure daran interessiert sein müssen, solche partizipativen Projekte umzusetzen. Die Stadt Freiburg ist sich dessen bewusst und versucht, ihre Prozesse zu verbessern, um zu immer mehr Partizipation zu gelangen.
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In Kürze
- 5'000 Franken für die Workshops (Material, Betreuung, usw.)
- Mehrere Tausend Franken für den Bau des Spielplatzes (Erdarbeiten, Rutsche usw.).
- Finanziert von der Stadt.