​​Engagiert für die Zukunft​

​​Drei Wege, wie Lernende durch Projekte die Welt um sich herum aktiv mitgestalten​

«Sowohl im Soliverein wie in der Klimakonferenz geht es um vernetztes Denken und Handeln durch interdisziplinäre Zusammenarbeit. Das ist auch eine konkrete Vorbereitung auf die Anforderungen der Berufswelt.»
Jürg Zbinden, Lehrperson Realgymnasium Rämibühl, Zürich

Kurzbeschrieb

​​Wie kann eine Schule die Lernenden dazu befähigen, selbstständig zu denken und zu handeln und sich aktiv an der Gesellschaft zu beteiligen? Der „Solidaritätsverein“, die „Klimakonferenz“ und das Projekt „INTER“ des Realgymnasiums Rämibühl sind drei unabhängige, aber miteinander gut koordinierte Projekte, die von einem echten Engagement zeugen, die Grundsätze der Bildung für eine nachhaltige Entwicklung in die Praxis umzusetzen. 

  • ​Der von Schülerinnen und Schülern geleitete Solidaritätsverein unterstützt durch schulweite Aktionen nationale und internationale Projekte im Bereich der Menschenrechte und der Sozialfürsorge. 
  • ​Auch die „Klimakonferenz“, ein schulhausübergreifendes Projekt, ist aus dem Engagement der Lernenden hervorgegangen. Hier bringen die Schülerinnen und Schüler, unterstützt von Lehrpersonen, ihr Fachwissen ein und diskutieren über mögliche Lösungen zur Erreichung der Klimaziele. 
  • ​Das von Lehrpersonen koordinierte Projekt „INTER“ fördert das interdisziplinäre Lernen und Lehren. Es ermöglicht den Schülerinnen und Schülern, komplexe Fragen auf handlungsorientierte Weise zu analysieren und Teamgeist sowie fächerübergreifende Kompetenzen zu entwickeln. 

​Wie tragen diese Projekte zur Bildung für nachhaltige Entwicklung bei? Die Schülerinnen und Schüler setzen sich aktiv mit ihrer Verantwortung für soziale Fragen und den Möglichkeiten, diese zu beeinflussen, auseinander. Sie werden sich auch des Wertes eines verantwortungsvollen Umgangs mit der natürlichen Umwelt und nicht erneuerbaren Ressourcen bewusst. 
Diese Projekte stärken nicht nur die fächerübergreifenden Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler, sondern sind auch Ausdruck einer Schulkultur, in der Partizipation und Handlungsorientierung wirklich gelebt werden. In diesem Zusammenhang hängt der Erfolg solcher Projekte nicht nur von der Initiative der Schülerinnen und Schüler ab, sondern vor allem auch von unterstützenden Strukturen, einer klaren Kommunikation und der aktiven Rolle der Lehrkräfte und der Schulleitung. 
​Um die Selbstwirksamkeit der Schülerinnen und Schüler zu stärken, ist es daher von entscheidender Bedeutung, dass die Schule den Lernenden Raum und Mittel zur Verfügung stellt, um unabhängige Projekte erfolgreich durchzuführen. 

Bildungsziele

​​Auf Schulebene

  • ​Förderung einer nachhaltigen Schulkultur durch echte Partizipation und handlungsorientierte Projekte
  • ​Interdisziplinäre Zusammenarbeit in Bezug auf BNE fördern

Auf Schülerinnen- und Schülerebene

  • ​Überfachliche Kompetenzen entwickeln (insbesondere Selbstständigkeit, Eigenverantwortung, Organisation, Kooperation, Kommunikation, Empathie) 
  • ​Theoretisches Wissen in Handlungskompetenz transformieren 
  • ​Zu sozialer Verantwortung / gesellschaftlicher Teilhabe motivieren und befähigen 

Besondere Stärken

Echte Partizipation

Die Schule fördert das aktive Engagement der Schülerinnen und Schüler, indem sie deren Initiative ernst nimmt und ihnen Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung bietet. Schülerinnen und Schüler werden in die Planung und Durchführung der Projekte eingebunden, was ihre Selbstwirksamkeit und Eigenverantwortung fördert. 

Interdisziplinarität und Vernetzung

Den Projekten liegt eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zugrunde. Dies fördert nicht nur das vernetzende Denken und Handeln der Schülerinnen und Schülern, sondern ermutigt auch zur Kooperation zwischen Lehrpersonen unterschiedlicher Fächer und Schulhäuser.

Fokus auf soziale Verantwortung und Umweltbewusstsein

Die Projekte legen grossen Wert auf soziale Themen und Nachhaltigkeit. Durch diesen Fokus entwickeln die Lernenden ein stärkeres Bewusstsein für gesellschaftliche Themen und die Herausforderungen, die mit ihnen verbunden sind. Dies fördert nicht nur ihr kritisches Denken, sondern stärkt auch ihre Fähigkeit, verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen. 

Planung und Durchführung

​​Die Entstehung der meisten Projekte am Rämibühl basiert auf der Initiative einzelner Schülerinnen und Schüler, die den Anstoss für Veränderungen und Engagement gegeben haben. Die Projekte haben sich schrittweise und über die Jahre hinweg weiterentwickelt. Es gibt daher nicht das eine Rezept für die Planung und Durchführung. Aus den bisherigen Erfahrungen können aber folgende generelle Schritte abgeleitet werden.

Vor dem Projekt
  • ​Schulleitung: Schaffung unterstützender Strukturen, z.B. 
    • Räumlichkeiten für Treffen/Arbeitsgruppen zur Verfügung stellen 
    • Finanzielle Entschädigung für zusätzliches Engagement des Projektteams im Schulbudget einplanen 
    • Kommunikationskanäle zwischen allen Beteiligten (Lernende, Lehrpersonen, Kollegium) etablieren
  • Projektteam und Lernende: Partizipative Planung von Inhalten, Aktivitäten und Terminen 
Während des Projekts
  • ​Organisatorisch flexibel bleiben 
  • ​Schulleitung: interne und externe Akzeptanz des Projekts durch transparente Kommunikation laufend sicherstellen 
  • ​Projektteam:
    • Regelmässigen Austausch (anhand Koordinationssitzungen) pflegen 
    • ​Lernende inhaltlich und organisatorisch unterstützen, wo nötig 
Nach dem Projekt
  • ​Ergebnisse einer breiten Öffentlichkeit präsentieren, z.B. anhand von Ausstellungen, Verkauf von Produkten, Infobroschüren, Podiumsdiskussionen, um das Engagement zu würdigen 
  • ​Projekt evaluieren: Was hat gut funktioniert? Was könnte verbessert werden?  

Organisation

Klimakonferenz

​Die Klimakonferenz, ein schulhausübergreifendes Projekt, ermöglicht regelmässigen Austausch und aktive Beteiligung der Schülerinnen und Schülern aus den drei Rämibühl-Gymnasien. Zweimal pro Semester präsentieren die Projektmitarbeitenden ein frei gewähltes Thema anhand einer Plakat-Ausstellung an Stellwänden. Jedes Jahr werden zudem verschiedene gesamtschulische Aktivitäten geplant, zum Beispiel ein Secondhand-Tag, eine Klima-Challenge mit Workshops und Podiumsdiskussionen oder ein Experten-Vortrag.  

​In der Regel finden alle 3 bis 4 Wochen Treffen des Koordinationsteams statt, das von je einer Lehrperson der drei Gymnasien aus den Fachbereichen Biologie, Geografie und Geschichte gebildet wird. Die Anzahl Lernende, die aktiv in der Klimakonferenz mitmachen, wechselt jährlich. Es sind durchschnittlich 10 Schülerinnen und Schüler. Mit ihnen werden regelmässige Sitzungen abgemacht. Sie arbeiten jedoch grösstenteils selbstständig, entweder alleine oder in Gruppen, an ihren individuellen Projekten. Diese werden in der Regel ausserhalb der Unterrichtszeit umgesetzt. Es kommt vor, dass sich auch ganze Klassen an Projekten beteiligen, so zum Beispiel eine BG-Klasse, die in Zusammenarbeit mit «Entsorgung + Recycling Stadt Zürich» Mülltonnen bemalt und an öffentlichen Plätzen aufgestellt hat.  

​Bei Bedarf stellt die Schule den Schülerinnen und Schülern Räumlichkeiten für ihre Treffen zur Verfügung. Vor grösseren Veranstaltungen gibt es zusätzlich etwa alle zwei Wochen Sitzungen, die eine kontinuierliche Planung und Abstimmung zwischen den Schülerinnen und den Lehrpersonen ermöglichen. 

Solidaritätsverein

​Der Solidaritätsverein ist ein stufenübergreifender, freiwilliger Verein mit ca. 40 Jugendlichen und 5 Lehrpersonen sowie einer Vertretung der Schulleitung. Das Präsidium liegt bei einer Lehrperson. Jedes Schuljahr findet eine öffentliche Generalversammlung statt. 

​Wer sich für ein Projekt verpflichtet, ist automatisch Mitglied im Verein. Die Projektideen werden von den Schülerinnen und Schülern partizipativ erarbeitet und mehrheitlich ausserhalb der regulären Schulzeit umgesetzt, wobei sie von Lehrpersonen unterstützt werden. So führt der Verein jährlich fünf bis sechs soziale Projekte am Realgymnasium durch, die fix im Jahreskalender der Schule eingeplant sind. Zu den Projekten gehören unter anderen ein Sponsorenlauf und ein Kuchenverkauf. Die federführenden Lernenden entscheiden eigenständig, welchen gemeinnützigen Organisationen der Erlös ihrer Aktionen zugutekommt. So werden zum Beispiel Projekte von WelcomeToSchool und der Stiftung Ushti unterstützt.  

​Zweimal pro Semester werden allgemeine Organisationssitzungen während der Schulzeit abgehalten. Diese Treffen bieten den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, ihre Aktivitäten zu planen und sich abzustimmen. Zusätzlich finden Projektsitzungen ausserhalb der Schulzeit statt. Für die Generalversammlung kann am Ende des Schuljahres die letzte Unterrichtsstunde am Freitagnachmittag genutzt werden. 

INTER

​Beim Projekt INTER arbeiten Lehrpersonen aus verschiedenen Fachbereichen einer Klasse auf freiwilliger Basis zusammen. So arbeiten beispielsweise die Lehrpersonen der Fächer Deutsch, Geschichte, Musik und bildnerischem Gestalten einer Klasse eng zusammen. Diese Zusammenarbeit erstreckt sich über drei Jahre von der dritten bis zur fünften Klasse. Dabei wird pro Schuljahr ein gemeinsames Projekt durchgeführt, welches ungefähr ein halbes Semester dauert.  

​INTER wird innerhalb der bestehenden Stundentafel durchgeführt und nutzt die vorhandenen Strukturen des Regelstundenplans der Klasse und der involvierten Lehrpersonen. Zusätzlich werden jeweils eine halbtägige Einführungsveranstaltung, eine zweitägige Exkursion und eine Abschlusspräsentation vor einem grösseren Publikum zu den jeweiligen Projekten durchgeführt. Diese Anlässe werden im Vorfeld mit den involvierten Lehrpersonen geplant, von der Schulleitung gutgeheissen und im Semesterplan der Klasse fixiert.​ 

Pädagogische Methoden

  • ​​Partizipation 
  • ​Interdisziplinäres Lernen 
  • ​Projektbasiertes Lernen​ 

Beurteilung

​​Die Klimakonferenz und der Solidaritätsverein sind freiwillige Projekte, weshalb sie nicht im klassischen Sinne beurteilt werden. Der Erfolg dieser Initiativen lässt sich vielmehr anhand von konkreten Indikatoren wie den Besucherzahlen bei Veranstaltungen und den Einnahmen aus Verkaufs- oder Sammelaktivitäten messen. Im Gegensatz dazu findet das INTER-Projekt im regulären Unterricht statt und ermöglicht eine umfassendere Beurteilung der Schülerinnen- und Schülerleistungen. In diesem Rahmen erfolgt sowohl eine summative als auch eine formative Beurteilung, wodurch die Lernenden kontinuierliches Feedback zu ihrem Fortschritt erhalten und ihre Leistungen gezielt reflektieren können. ​ 

Herausforderungen für den/die Befragte/n

  • ​​die Kontinuität an der Teilnahme der Projekte aufrechtzuerhalten, insbesondere seit der Pandemie 
  • ​die Organisation und Kommunikation im Schulalltag so effizient zu gestalten, dass klassischer Unterricht und Projekte harmonisch nebeneinander existieren (z.B. Entstehung von Interessen- oder Zeitkonflikten im Kollegium oder Überbelastung von Schülerinnen und Schüler durch ihr freiwilliges Engagement vermeiden)
  • ​bei Themen wie Solidarität, Klima und insbesondere der politischen Bildung Tendenzen zu vermeiden und Neutralität zu wahren

Einfach umzusetzen ?

​​Das Praxisbeispiel des Realgymnasiums Rämibühl zeigt, wie aus Herzensangelegenheiten von Schülerinnen und Schülern nach und nach langfristige, nachhaltige Schulprojekte entstanden sind. Um ähnliche Projekte an Ihrer Schule umzusetzen, sollten folgende Voraussetzungen erfüllt sein: 

  • ​echtes Interesse der Schulleitung und der Lehrpersonen an den Anliegen der Schülerinnen und Schüler und an partizipativen Prozessen
  • ​Bereitschaft der Schulleitung, das Projekt zu unterstützen und die nötigen Ressourcen zur Verfügung zu stellen
  • ​engagiertes Lehrpersonen-Projektteam, welches die Lernenden bei der Planung und Durchführung des Projekts begleitet
  • ​Bereitschaft des gesamten Kollegiums, das Projekt mitzutragen

Mit diesen Grundlagen können Sie ein beliebiges Anliegen Ihrer Schülerinnen und Schüler aufnehmen und schrittweise daraus partizipative Projekte wachsen lassen.  

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In Kürze

Schlüsselwörter
​​Solidarität, Klima, Partizipation, Interdisziplinarität, Projektarbeit
Typ
In der Schule
Scuola: ​​
Realgymnasium Rämibühl​
Mitglied des Schulnetz21
Ja
Anzahl der Klassen
39
Anzahl der Kinder
897
Ort
Zürich
Kanton
Zeitlicher Aufwand
Langfristig