Reisen und Nachhaltigkeit: Ein Widerspruch?
22.06.2022
Wir denken oft, Reisen sei eine Tätigkeit der modernen Zeit, doch das stimmt nicht ganz. Die erste Form des Reisens waren Pilgerfahrten zu heiligen Stätten, die bereits im Mittelalter unternommen wurden. Das vorliegende Themendossier richtet den Fokus auf Ferien- und Freizeitreisen. Mit den zahlreichen Impulsen und Lernmedien rund ums Reisen können sich die Lehrpersonen gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern BNE-orientiert mit dem Thema auseinandersetzen.
Bei Ferien- und Freizeitreisen ist die Motivation eindeutig mehr als die schlichte Absicht, von A nach B zu gelangen. Es geht um Spass, Entspannung, Neugier, Entdeckung und Erkundung, um den Wunsch, andere Kulturen kennenzulernen und neue Beziehungen aufzubauen.
Reisen bildet
Reisen ist in jedem Alter eine lehrreiche Erfahrung. So auch in der Schule. Das zeigen Klassenlager, Schulreisen und Lehrausflüge, die ab dem Kindergarten integrierter Bestandteil des Schulprogramms sind. Schon in der Vergangenheit haben bekannte Pädagoginnen und Pädagogen wie Jean-Jacques Rousseau die Bedeutung der Bildungsreise erkannt. Der junge Émile begibt sich im gleichnamigen Werk von Rousseau unter der Aufsicht seines Erziehers auf eine wahre Initiationsreise. Er wird in das Gesellschaftsleben eingeführt und lernt, dank seiner Kenntnis von Sitten, Gebräuchen und Gesetzen anderer Völker und Nationen, ein verantwortungsbewusstes Leben zu führen.
Auswirkungen auf die Umwelt
Die industrielle Revolution brachte eine grössere Mobilität mit sich. Die Eisenbahn und erste Automobile ermöglichten es, in kurzer Zeit lange Strecken zu überwinden und legten so den Grundstein für den Massentourismus. Schulklassen sind eine interessante Zielgruppe für die Tourismusbranche.
Angesichts der vielen verschiedenen Arten des Reisens – zu Fuss, mit dem Fahrrad, dem Zug, dem Camper, dem Flugzeug – und den entsprechend stark variierenden Auswirkungen auf Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft ist es wichtig, das Thema Reisen in der Schule zu behandeln. Es geht um die Sensibilisierung der Schülerinnen und Schüler, Studierenden und Auszubildenden für die möglichen Folgen ihrer Entscheidungen.
Bewusstsein für einen nachhaltigen Tourismus fördern
Wenn den Schülerinnen und Schülern zum Beispiel die Organisation eines Schulausflugs anvertraut wird und diese dann selbst von ihren Vorbereitungen profitieren und sie erleben, ist das ganz im Sinne der BNE. Der Auftrag fördert die Entwicklung ihres eigenen Potenzials und ihr Verantwortungsbewusstsein der Gesellschaft und der Umwelt gegenüber. Deshalb ist es wichtig, dass sich Kinder und Jugendliche mit der Frage befassen, warum und wie sie reisen möchten und sich mit dem Marktangebot und den wirtschaftlichen und ökologischen Herausforderungen einer Reise auseinandersetzen. Die Organisation und Durchführung einer Schulreise wird so zu einer interdisziplinären schulischen Bildungsmöglichkeit.
Foto: quattropassi.ch