Handreichung für die Umsetzung von Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) gemäss Lehrplan 21
Die vorliegende Handreichung möchte eine Unterstützung dafür bieten, das anspruchsvolle Bildungsanliegen BNE konkret zu realisieren. Sie schlägt ergänzend bzw. erläuternd zu den Ausführungen des Lehrplans 21 aus einer systematischen BNE-Perspektive eine Kennzeichnung und Zusammenstellung der für BNE relevanten Kompetenzen aus den einzelnen Fachbereichen sowie aus dem Bereich der überfachlichen Kompetenzen vor und zeigt auf, wie die fachspezifischen und die überfachlichen Kompetenzen im Hinblick auf die didaktischen Anforderungen von BNE verbunden werden können. Die Handreichung richtet sich in erster Linie an all jene, die die Umsetzung von BNE in Schule und Unterricht verantworten. Hinweis: Die einzelnen Kapitel sind als Einblendmenus (rechte Spalte) gestaltet. Kapitel 3 hat für jeden Fachbereich ein eigenes Einblendmenu. Sie haben die Möglichkeit, diejenigen Kapitel einzublenden, die Sie auch ausdrucken wollen. Parallel dazu steht das ganze Dokument als PDF zur Verfügung. |
1. Einleitung1.1 Ausgangslage und HerausforderungenBildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) ist national wie international ein wichtiges Bildungsanliegen. Auf internationaler Ebene sind die Massnahmen im Rahmen der UN-Weltdekade für die Bildung für Nachhaltige Entwicklung 2005–2014 (vgl. z.B. Baumann, 2014) sowie deren Weiterführung ab 2015 als Weltaktionsprogramm BNE zentral. Hierzu hat die UNESCO eine Roadmap entwickelt. Das fünfjährige Programm (2015–2019) zielt darauf ab, langfristig eine systemische Veränderung des Bildungssystems zu bewirken und Bildung für Nachhaltige Entwicklung vom Projekt in die Struktur zu bringen. Die Vereinten Nationen haben mit der Bildungsagenda 2030 ergänzend formuliert, wie hochwertige Bildung zur Nachhaltigen Entwicklung beitragen soll. Die aktuelle Strategie Nachhaltige Entwicklung 2016–2019 des Bundesrates greift diese internationalen Anliegen auf, um die Ziele der Vereinten Nationen mitzutragen. Auch im Lehrplan 21 wird die in Artikel 2 der Bundesverfassung als Staatsziel erklärte und in Artikel 73 ausgeführte Nachhaltige Entwicklung berücksichtigt, indem BNE verbindlich verankert ist. Im Grundlagenkapitel des Lehrplans wird das fächerübergreifend verstandene Bildungsanliegen BNE auf einer übergeordneten Ebene dargelegt und begründet (Lehrplan 21, 2016, S. 31ff). Zudem werden in den einzelnen Fachbereichen diejenigen Kompetenzen durch Querverweise speziell ausgewiesen, welche zu den übergeordneten Zielsetzungen von BNE beitragen sollen (vgl. Kapitel 2.1). Die Zuordnung der fachlichen Kompetenzen wurde von Vertreterinnen und Vertretern der einzelnen Fachbereiche und damit aus deren Perspektive vorgenommen. Zusätzlich stellt der Lehrplan 21 die überfachlichen Kompetenzen in einen Bezug zu BNE, ohne dies jedoch genauer auszuführen oder durch Querverweise zu konkretisieren. Zum Bildungsanliegen BNE selber findet sich kein spezifisches Kompetenzmodell. In den letzten Jahren wurden jedoch international und national zahlreiche BNE-Kompetenzmodelle erarbeitet (vgl. für den deutschsprachigen Raum z.B. Muheim, Wüst, Künzli David, Bertschy, 2014, éducation21, 2016). Als fächerübergreifendes Bildungsanliegen steht BNE deshalb in einem Spannungsverhältnis zur grundsätzlich fachlichen Ausrichtung des Schulsystems, die sich auch im Lehrplan 21 widerspiegelt. In der Umsetzung von BNE spielt zum einen der fachliche Unterricht eine zentrale Rolle. Zum anderen sind Unterrichtseinheiten bzw. -phasen fächerübergreifend zu gestalten, indem sie sich an den im Lehrplan 21 ausformulierten Kriterien für die Themenwahl, den übergeordneten Zielen und den didaktischen BNE-Prinzipien ausrichten (vgl. Kapitel 5). 1.2. Ziel, Anspruch und Aufbau der HandreichungDie vorliegende Handreichung schlägt ergänzend bzw. erläuternd zu den Ausführungen des Lehrplans 21 aus einer systematischen BNE-Perspektive eine Kennzeichnung und Zusammenstellung der für BNE relevanten Kompetenzen aus den einzelnen Fachbereichen (Kapitel 3) sowie aus dem Bereich der überfachlichen Kompetenzen (Kapitel 4) vor. Sie führen also diejenigen Kompetenzen des Lehrplans 21 zusammen, die einen Beitrag im Hinblick auf die Erreichung der übergeordneten Ziele von BNE leisten, und nimmt damit den Lehrpersonen das Zusammensuchen der BNE bezogenen Querverweise in den Fachbereichen ab. Gleichzeitig wird in Kapitel 5 aufgezeigt, wie die fachspezifischen und die überfachlichen Kompetenzen im Hinblick auf die didaktischen Anforderungen von BNE verbunden werden können. Das Autorenteam möchte eine Unterstützung dafür bieten, das anspruchsvolle Bildungsanliegen BNE konkret zu realisieren. Angesprochen sind in erster Linie all jene, die die Umsetzung von BNE in Schule und Unterricht verantworten: dies sind insbesondere Lehrpersonen, Schulleitungen, aber auch Lehrmittelautorinnen und -autoren sowie kantonale Bildungsverantwortliche. Es ist zu wünschen, dass die Handreichung einen Beitrag zur Verstetigung und (Qualitäts-)Entwicklung von BNE in der Schulpraxis sowie in der Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen leistet.
2. Die didaktischen Anforderungen von BNE gemäss den Ausführungen im Lehrplan 21Das fächerübergreifende Bildungsanliegen BNE wird In den Grundlagen des Lehrplans 21 in Form didaktischer Strukturelemente beschrieben und begründet (Lehrplan 21, 2016, S. 35ff). Dieses übergeordnete Verständnis von BNE, wie es sich im Lehrplan präsentiert, wird nachfolgend kurz dargestellt. 2.1 BildungszieleBNE-Unterricht soll Schülerinnen und Schüler befähigen, «Zusammenhänge zu verstehen, sich als eigenständige Personen in der Welt zurechtzufinden, Verantwortung zu übernehmen und sich aktiv an gesellschaftlichen Aushandlungs- und Gestaltungsprozessen für eine ökologisch, sozial und wirtschaftlich Nachhaltige Entwicklung zu beteiligen» (Lehrplan 21, 2016, S. 36). Voraussetzung dafür ist, dass sich die Schülerinnen und Schüler mit der Komplexität der Welt und deren ökonomischen, ökologischen und gesellschaftlichen Entwicklungen auseinandersetzen. 2.2 Didaktische PrinzipienDer Lehrplan 21 empfiehlt die Orientierung an den didaktischen Prinzipien Zukunftsorientierung, vernetzendes Lernen und Partizipation, um «den Unterricht bezogen auf die Leitidee einer Nachhaltigen Entwicklung zu planen und durchzuführen» (Lehrplan 21, 2016, S. 40). Bei der Zukunftsorientierung setzen sich Schülerinnen und Schüler themenspezifisch mit Zukunftsentwürfen auseinander, hinterfragen deren Umsetzbarkeit und entwickeln gemeinsame Zukunftsvorstellungen. Das vernetzende Lernen bedeutet einerseits, die Unterrichtsinhalte aus mehreren Perspektiven zu betrachten, andererseits deren explizit angeleitete Verknüpfung. Dabei sollen Wissen, Methoden und Konzepte aus verschiedenen Fachbereichen gezielt beigezogen werden. Unter Partizipation wird eine Ausrichtung des Unterrichts verstanden, bei der Schülerinnen und Schüler Einfluss auf ausgewählte Entscheidungen nehmen können. 2.3 ThemenauswahlIn Bezug auf die Themenwahl empfiehlt der Lehrplan, von einer gesellschaftlichen Fragestellung, einer Aktualität oder einer Alltagserfahrung der Schülerinnen und Schüler auszugehen. Da sich jedoch nicht jedes Thema gleichermassen für die Umsetzung von BNE eignet, werden Kriterien für die Inhaltsauswahl angegeben: Geeignete Themen sollen es u.a. ermöglichen, eine Beziehung zwischen lokalen und globalen Gegebenheiten und Prozessen aufzuzeigen, Auswirkungen der Vergangenheit und Gegenwart auf zukünftige Generationen zu thematisieren, die politische, ökologische, ökonomische, soziale und kulturelle Dimensionen miteinander zu verknüpfen oder eine kritische Auseinandersetzung mit Werthaltungen zu ermöglichen (Lehrplan 21, 2016, S. 41). 2.4 Gestaltung des Unterrichts als fächerübergreifender UnterrichtFür die Umsetzung von BNE im Unterricht reicht es jedoch nicht, wenn in den einzelnen Fachbereichen an einzelnen für BNE-relevante Kompetenzen gearbeitet wird oder die im Lehrplan 21 genannten Themen lediglich aufgegriffen werden. Zentral ist die Art und Weise, wie die Auseinandersetzung mit den Themen bzw. ihren Teilthemen realisiert wird (bspw. durch die BNE-spezifischen didaktischen Prinzipien wie vernetzendes Lernen). In diesem Zusammenhang wird im Lehrplan 21 auch betont, dass fächerübergreifender Unterricht für die Umsetzung von BNE eine ausgesprochen bedeutsame Rolle spielt (vgl. auch Kapitel 5). Denn die Themen, die im Lehrplan 21 unter dem Fokus einer Nachhaltigen Entwicklung genannt werden, lassen sich in den seltensten Fällen nur in einem einzelnen Fachbereich bearbeiten. Um die Komplexität der Welt erfassen und verstehen zu können, müssen verschiedene fachliche und überfachliche Kompetenzen aufgebaut und entwickelt werden. «Formen fächerübergreifenden Unterrichts sind geeignet, die Vielschichtigkeit eines komplexen Themas sichtbar, Zusammenhänge und Wechselwirkungen fassbar und verständlich zu machen» (Lehrplan 21, 2016, S. 40).
3. Bedeutung der Fachbereiche für die Umsetzung von BNEAlle Fachbereiche schaffen Grundlagen und können die Basis legen, auf denen BNE aufbauen und anschliessen kann. Offensichtlich ist der Bezug zu BNE bei den überfachlichen Kompetenzen und im Fachbereich Natur-Mensch-Gesellschaft. Aber auch die übrigen Fachbereiche haben ein Potenzial im Hinblick auf zentrale Aspekte von BNE. Nachfolgend werden das übergeordnete Potential pro Fachbereich (Aufklappmenus) – ausgehend von den jeweiligen Ausführungen zum entsprechenden Fachbereich im Lehrplan 21 – ausgelotet und tabellarisch diejenigen fachlichen Kompetenzen aufgeführt, deren Erwerb einen Beitrag zur Erreichung der übergeordneten Ziele von BNE leisten. Letztere entsprechen zu einem grossen Teil den Querverweisen des Lehrplans 21. Es wurden jedoch zusätzliche Fachkompetenzen aufgenommen, bei denen der Bezug zu BNE vorhanden ist, und diejenigen Querverweise weggelassen, bei denen kein solcher ersichtlich ist.
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4. Überfachliche Kompetenzen, die für BNE zentral sind
Die überfachlichen Kompetenzen sind zentral und tragen zur Bildung für Nachhaltige Entwicklung bei (Lehrplan 21, 2016, S. 31). Durch die vertiefte Auseinandersetzung mit Fachinhalten, wie sie BNE-Inhalte ermöglichen, bietet der Unterricht «Gelegenheit, an überfachlichen Kompetenzen zu arbeiten» (Lehrplan 21, 2016, S. 31). Aber auch das Zusammenleben in der Schule fördert die überfachlichen Kompetenzen, erweitert diese und trägt damit zu BNE bei. |
Personale Kompetenzen
Kompetenz Die Schülerinnen und Schüler können... |
… ihre Interessen und Bedürfnisse wahrnehmen und formulieren. |
… Fehler analysieren und über alternative Lösungen nachdenken. |
… eigene Einschätzungen und Beurteilungen mit solchen von aussen vergleichen und Schlüsse ziehen (Selbst- und Fremdeinschätzung). |
… aus Selbst- und Fremdeinschätzungen gewonnene Schlüsse umsetzen. |
… Herausforderungen annehmen und konstruktiv damit umgehen. |
… sich eigener Meinungen und Überzeugungen (z.B. zu Geschlechterrollen) bewusst werden und diese mitteilen. |
… eigene und andere Meinungen und Überzeugungen auf zugrunde liegende Argumente (Fakten, Interessen, Werte) hin befragen. |
… Argumente abwägen und einen eigenen Standpunkt einnehmen. |
… aufgrund neuer Einsichten einen bisherigen Standpunkt ändern; sie können in Auseinandersetzungen nach Alternativen oder neuen Wegen suchen. |
… einen eigenen Standpunkt einnehmen und vertreten, auch wenn dieser im Gegensatz zu vorherrschenden Meinungen/Erwartungen steht. |
Soziale Kompetenzen
Kompetenz Die Schülerinnen und Schüler können... |
… sich aktiv und im Dialog an der Zusammenarbeit mit anderen beteiligen. |
… aufmerksam zuhören und Meinungen und Standpunkte von andern wahrnehmen und einbeziehen. |
… in der Gruppe und in der Klasse oder in einem Schülerrat Abmachungen aushandeln und Regeln einhalten. |
… auf Meinungen und Standpunkte anderer achten und im Dialog darauf eingehen. |
… je nach Situation eigene Interessen zu Gunsten der Zielerreichung in der Gruppe zurückstellen oder durchsetzen. |
… sachlich und zielorientiert kommunizieren, Gesprächsregeln anwenden und Konflikte direkt ansprechen. |
… sich in die Lage einer anderen Person versetzen und sich darüber klar werden, was diese Person denkt und fühlt. |
… Kritik angemessen, klar und anständig mitteilen und mit konstruktiven Vorschlägen verbinden. |
… Kritik annehmen und die eigene Position hinterfragen. |
… Formen und Verfahren konstruktiver Konfliktbearbeitung anwenden. |
… in einer Konfliktsituation einen Konsens suchen und diesen Konsens anerkennen. |
… Konfliktsituationen, die sich nicht lösen lassen, aushalten und nach neuen Konfliktlösungsmöglichkeiten suchen; wenn nötig holen sie bei Drittpersonen Unterstützung. |
… Menschen in ihren Gemeinsamkeiten und Differenzen wahrnehmen und verstehen. |
… respektvoll mit Menschen umgehen, die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen mitbringen oder sich in Geschlecht, Hautfarbe, Sprache, sozialer Herkunft, Religion oder Lebensform unterscheiden. |
… die Wirkung von Sprache reflektieren und achten in Bezug auf Vielfalt auf einen wertschätzenden Sprachgebrauch. |
Methodische Kompetenzen
Kompetenz Die Schülerinnen und Schüler können ... |
… die gesammelten Informationen strukturieren und zusammenfassen und dabei Wesentliches von Nebensächlichem unterscheiden. |
… Informationen vergleichen und Zusammenhänge herstellen (vernetztes Denken). |
… die Qualität und Bedeutung der gesammelten und strukturierten Informationen abschätzen und beurteilen. |
5. Empfehlungen zur fächerübergreifenden Umsetzung von BNE
Neben der Förderung einzelner Aspekte von BNE im Rahmen der Fachbereiche sieht der Lehrplan 21 vor, dass für die Umsetzung von BNE neben anderen didaktischen An- und Herausforderungen (vgl. z.B. Hertig, Audigier, 2010; Pache, 2012) dem fächerübergreifenden Unterricht eine zentrale Rolle zukommt. In einer fächerübergreifenden Herangehensweise werden fachliche und überfachliche Kompetenzen benötigt, die gleichzeitig durch einen solchen fächerübergreifenden Unterricht weiter gefördert werden. Für eine optimale Integration von BNE in den Unterricht empfiehlt das Autorenteam deshalb:
- Alle Lehrpersonen können mit ihrem Fachbereich bzw. ihren Fachbereichen zu BNE beitragen, weil jeder Fachbereich grundsätzliches Potenzial hat, um wesentliche Kompetenzen von BNE zu fördern.
- Die Durchführung mindestens einer umfassenden BNE-Unterrichtseinheit in jedem Schuljahr nach den didaktischen Prinzipien und Inhalts-Ausgestaltungskriterien von BNE. Insbesondere im Zyklus 3 müssen dafür Gefässe für fächerübergreifenden Unterricht geschaffen werden.
- Ausgangspunkt einer solchen BNE-Unterrichtseinheit ist in der Regel ein Thema, das schwerpunktmässig im Fachbereich NMG angesiedelt ist, jedoch fachübergreifend ausgestaltet wird (vgl. Schneider, 2013). Geeignet sind komplexe gesellschaftliche Themen mit Bezug zur Lebenswelt der Lernenden, bei deren Bearbeitung im Unterricht sich wesentliche Kompetenzen und Wissensbestände aus unterschiedlichen Fachperspektiven und aus unterschiedlichen Akteurperspektiven erwerben lassen.
- Sehr bewährt hat sich die Ausrichtung des BNE-Unterrichts an einer übergeordneten Fragestellung, die es ermöglicht, den Unterricht perspektivenverbindend zu gestalten, d.h. eine Fragestellung, die eine Vernetzung von unterschiedlichen Akteurperspektiven sowie von Wissensbeständen aus verschiedenen Fachbereichen ermöglicht und verlangt (vgl. Künzli David, Gysin, Bertschy, 2016; Roy, Gremaud, 2017). Beispiele von geeigneten Fragestellungen für den BNE-Unterricht finden sich in den Umsetzungsheften der Lehrmittelreihe Querblicke und auf dem Portal von éducation21 (vgl. Literaturliste).
- Eine Möglichkeit, BNE-Unterrichtseinheiten ausgehend von übergeordneten Fragestellungen zu planen, sind sogenannte BNE-Lernlandschaften (vgl. Muheim u.a., 2014). Dieses Planungsmodell von BNE besteht aus einem Phasenmodell sowie der Choreographie von Lernanlässen (vgl. Abbildung 1). Es unterstützt einen systematischen Kompetenzaufbau und gewährt dennoch genügend Flexibilität, um auf die individuellen Lernwege und -bedürfnisse der Kinder (weisse Punkte) sowie der Klasse eingehen zu können. Zudem erlaubt die Orientierung an den Kernaufgaben (rote Punkte) zur Bearbeitung der Fragestellung eine kontinuierliche Vernetzung der erarbeiteten Wissensbestände und gibt dem Unterricht (und damit der Lehrperson bzw. den Schülerinnen und Schülern) einen roten Faden. Sogenannte Basisaufgaben (blaue Punkte) stellen sicher, dass die notwendigen Fähigkeiten und das notwendige Faktenwissen erworben werden, damit die Kernaufgaben für die Schülerinnen und Schüler lösbar wird. Zur Vorbereitung gehört dazu, dass die Lehrperson auf der Grundlage einer auch fachlichen Fokussierung BNE-relevante Teilaspekte bestimmt, welche in der Unterrichtseinheit mit den Schülerinnen und Schülern erarbeitet werden sollen.
- Für die Festlegung und Formulierung dieser Teilaspekte kann sich die Lehrperson an den Kompetenzbereichen mit ihren jeweiligen Kompetenzen und Kompetenzstufen aus den verschiedenen Fachbereichen sowie am übergeordneten Potential der Fachbereiche orientieren (Kapitel 3 und 4). Beispiele von ausgearbeiteten BNE-Lernlandschaften zu unterschiedlichen Themen finden sich in der unten folgenden Literaturliste.
Abbildung 1: das Phasenmodell einer BNE (vgl. Muheim u.a., 2014)
Der Lehrplan 21 ist darauf ausgerichtet, dass Kompetenzen über die gesamte Schulzeit hinweg entwickelt und gefördert werden. Sogenannte «Orientierungspunkte» helfen Lehrpersonen, sich untereinander beim schrittweisen Kompetenzaufbau abzusprechen. Im Hinblick auf die fächerübergreifende Umsetzung von BNE und einen diesbezüglich systematischen Kompetenzaufbau ist die Zusammenarbeit der Lehrpersonen und somit das Thema Schulentwicklung angesprochen: Zeigt sich die gesamte Schule in der Verantwortung für die Umsetzung von BNE, verlangt dies den Einbezug aller Lehrpersonen und Fachschaften, um die übergeordneten Ziele von BNE auch gemeinsam zu tragen. Damit kann der Umgang mit dem Spannungsfeld zwischen Fächerorientierung und dem fächerübergreifenden Anliegen BNE erleichtert werden. Darüber hinaus kann BNE zu einem Profilierungsmerkmal einer Schule werden. BNE wird dann zum Katalysator für gemeinsame Unterrichtsentwicklung als Teil der Schulentwicklung.
6. Literatur
Baumann, S. (2014). Bildung für Nachhaltige Entwicklung – Hält die Dekade, was sie für die Schweiz in Aussicht stellte? GeoAgenda 3/2014, 20-25. éducation21 (2016). Bildung für Nachhaltige Entwicklung. Ein Verständnis von BNE und ein Beitrag zum Diskurs. Zur Verfügung gestellt unter: http://www.education21.ch/sites/default/files/uploads/pdf-d/bne/BNE-Vers.... Hertig, Ph., Audigier, F. (2010). Didaktische und staatsbürgerliche Herausforderungen der Bildung für nachhaltige Entwicklung. Schweizerische Zeitschrift für Bildungswissenschaften, 32 (2), 187-192. Künzli David, Ch., Gysin, S., Bertschy, F. (2016). Sachunterricht als inter- und transdisziplinär konstituiertes Fach – Anspru¨che an die Unterrichtsgestaltung und Überlegungen im Hinblick auf die Lehrerinnen- und Lehrerbildung. Beiträge zur Lehrerinnen- und Lehrerbildung, 34 (3), 305-316. Lehrplan 21 (2016). Gesamtausgabe. Zur Verfügung gestellt unter: http://v-ef.lehrplan.ch/downloads.php Muheim, V., Wüst, L., Künzli David, Ch., Bertschy, F., Buchs, Ch., Bänninger, Ch., Gysin, S., Isler-Wirth, P. (2014). Bildung für eine Nachhaltige Entwicklung vertiefen. Grundlagenband aus der Reihe 'Querblicke'. Herzogenbuchsee, Ingold Verlag. Pache, A. (2012). Erziehung zu nachhaltiger Entwicklung im Licht der Weltbilder von Primarschülerinnen und Primarschülern. Beiträge zur Lehrerbildung, 30 (3), 434-453. Roy, P., Gremaud, B. (2017). Une démarche d’investigation interdisciplinaire pour traiter des problématiques d’EDD dans une perspective d’instruction et de socialisation émancipatrice. In P. Roy, A. Pache, B. Gremaud (dir.). La problématisation et les démarches d’investigation scientifique dans le contexte d’une éducation en vue d’un développement durable. Suisse: Formation et pratiques d’enseignement en question. Revue des HEP et institutions assimilées de Suisse romande et du Tessin. P. 99-123 Schneider, A. (2013). Kernelemente einer Bildung für Nachhaltige Entwicklung. In: BNE-Konsortium COHEP. Didaktische Grundlagen zur Bildung für Nachhaltige Entwicklung in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung. Zürich/Fribourg. S.21-32. Zur Verfügung gestellt unter: http://www.education21.ch/sites/default/files/uploads/pdf-d/campus/cohep... |
Umsetzungsbeispiele und -hilfen
Portal von éducation21: www.education21.ch
Portal der Lehrmittelreihe Querblicke: www.querblicke.ch
7. Impressum
Autorinnen und Autoren: Franziska Bertschy (Pädagogische Hochschule Fribourg/Freiburg), Daniel Gassmann (éducation21), Christine Künzli David (Pädagogische Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz), Sandra Wilhelm (éducation21)
Herausgeber: éducation21
online: www.education21.ch
Bern, Mai 2017