Nichts soll verloren gehen

Text: Myriam Brotschi Aguiar

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Paradigmenwechsel Kreislaufwirtschaft

Unser lineares Wirtschaftssystem ist vom Rohstoffabbau, Produzieren, Konsumieren und Wegwerfen geprägt. Die Auswirkungen dieser ökologisch achtlosen Wegwerf­wirtschaft belasten unsere Umwelt. Das Modell der Kreislaufwirtschaft versucht, aus Prinzipien der Natur zu lernen und Produkte und Materialien lange im Umlauf zu halten.

Der Mensch ist oft auf eine einfache lineare Logik fixiert. In der Natur finden wir eher komplexe zirkulare Ansätze: den Kreislauf der Natur durch die Jahreszeiten, den Wasser- oder CO2-Kreislauf, Ökosysteme wie den Wald oder das Korallenriff. Jede Schülerin und jeder Schüler kennt bereits Beispiele aus dem Unterricht und aus seinem alltäglichen Erleben.

Die Natur lebt in einer inneren Balance. Lebewesen und Systeme ergänzen sich. Es gibt keinen sinnlosen Abfall. Alles wird irgendwie wieder- verwertet. Diesem Prinzip folgt auch der Kreislaufansatz für die Wirtschaft. Eine ideale Theorie nennt sich «Cradle to Cradle» (C2C). Übersetzt
«von der Wiege zur Wiege». Demnach sollen keine unverwertbaren Abfallstoffe mehr entstehen, sondern ein ewiger Stoffkreislauf, der anderen Stoffen Nahrung zum Leben ist.

Das Prinzip des Kreislaufs: Nichts soll verloren gehen

Wir Schweizer recyceln bereits über 50 % unseres Abfalls. Jedoch: Recycling benötigt viel Energie, Wasser und Chemikalien, führt die einzelnen Stoffe noch ungenügend konsequent in Kreisläufe zurück und reduziert den Konsum nicht. Im Modell der Kreislaufwirtschaft geht es um mehr: Es fordert und propagiert ein radikales Umdenken, sowohl in der Produktion als auch beim Konsumenten.

In diesem Zusammenhang nimmt das Produktedesign eine zentrale Stellung ein. Beim Entwurf eines Produktes müssen ökologische Auswirkungen berücksichtigt werden. Zudem ist darauf zu achten, dass sich das Produkt reparieren und sortenrein recyceln lässt. Ziel ist es, Materialien und Produkte zu entwerfen, die möglichst lange genutzt werden und danach in technischen oder biologischen Kreisläufen weiter zirkulieren.

Die Pionierinitiative Circular Economy Transition hat neun Prinzipien der Kreislaufwirtschaft formuliert:
1.    Verwendung von Substanzen, die für Menschen und Umwelt nicht toxisch sind – Entwicklung sicherer Materialien und Produkte
2.    Auswahl von zirkulären Materialien und einfache Zerlegung
3.    Die Mehrfachnutzung von Materialien
4.    Logistische Rücknahmesysteme, die den Wert von Materialien und Produkten sammeln und wiedergewinnen
5.    Modularer Aufbau und einfache Zerlegung
6.    Langlebigkeit, Wartungs- und Reparaturfähigkeit
7.    Energieeffizienz und erneuerbare Energien
8.    Management von Umweltauswirkungen
9.    Soziale Gerechtigkeit

Weitere Informationen

In der Schweiz gibt es bereits viele Thinktanks, Organisationen und Unternehmen, die konsequent im Geiste der Kreislaufwirtschaft denken und nachhaltige Konzepte, Lösungen und Produkte kreieren und fördern. Zu ihnen gehören:

 

Weiterführende Literatur

Magazin «die umwelt» 4/2019 – Nichts geht verloren. Hrsg.: Bundesamt für Umwelt BAFU

Kreislaufwirtschaft: Die Wirtschaft von Morgen. Hrsg.: Circular Economy Transition

 

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