Die Schattenseiten von PET und Plastik

Text und Foto : Zélie Schaller

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PET-­Flaschen im Zentrum der Debatte

Wie viele PET­-Flaschen verbraucht ihr pro Woche? Und pro Jahr? Wie werden sie hergestellt? Mit welchen Folgen für die Umwelt? Braucht es einen Getränke­ automaten an der Schule? Eine Klasse der HarmoS­Stufe 9 hat versucht, Antworten auf all diese Fragen zu finden. Eine Reportage aus Begnins im Kanton Waadt.

«104, 208, 52, 156, 312 …» Die Schülerinnen und Schüler von Véronique Dunning-Conte, die am Collège de L’Esplanade in Begnins (VD) die HarmoS-Stufe 9 besuchen, geben der Reihe nach an, wie viele PET-Flaschen sie jährlich konsumieren. Der Durchschnitt der Klasse – 199 pro Person und Jahr – liegt knapp unter demjenigen der Schweizer Bevölkerung (200).

Nachdem sie sich bewusst geworden sind, wie viele PET-Flaschen sie tatsächlich verbrauchen, gehen die Jugendlichen zusammen mit Yvan Gonzalez, der im Auftrag der COSEDEC im schulischen Umfeld tätig ist, dem Lebenszyklus dieser Behälter nach. Neugierig versammeln sie sich um eine Tafel mit Bildern einer Ölbohrplattform, einer Raffinerie, einer Flaschenfabrik oder von Sammelstellen.

PET-Flaschen werden bestenfalls in einem speziellen Sammelbehälter entsorgt. Oft werden sie auch einfach in einen Abfallkübel geworfen oder, was noch schlimmer ist, landen irgendwo in der Natur. Und das bringt hohe ökologische und finanzielle Kosten mit sich, erklärt Yvan Gonzalez. Finanziell, weil die Reinigung teuer ist, ökologisch, weil das weggeworfene Plastik in der Umgebung nie komplett verschwindet.

Die Klasse hört seinen Erklärungen aufmerksam zu. Ein Punkt beeindruckt sie besonders: PET wird zwar recycelt, aber der Anteil an recyceltem PET in den Flaschen erreicht im Allgemeinen nur 40 %. Ein Argument, das in den folgenden Diskussionen noch vorgebracht wird.

PET­ oder Trinkflaschen?

Für die Debatte werden Fünfergruppen gebildet, in der alle eine Rolle übernehmen. Diskutiert wird, ob an der Schule ein Getränkeautomat aufgestellt werden soll oder ob in den Pausen ein lokales Geschäft Erfrischungen anbieten soll. Letzteres würde allerdings bedingen, dass die Jugendlichen ihre eigenen Trinkflaschen mitbringen.

Die Gruppen verteilen die Rollen: Schulleiterin, Automatenbetreiber, lokale Anbieterin sowie je eine Person, die für oder gegen PET ist.

Die Wortgefechte können beginnen! Audrey, Vertreterin eines Automatenbetreibers, macht den Anfang: «Ein Automat bietet allen die Möglichkeit, wann immer sie wollen, ein Getränk zu kaufen, während ein lokaler Anbieter nur kurz vor Ort wäre.» Lily, die das örtliche Geschäft vertritt, kontert: «PET ist auch umweltschädlich: Eine Flasche enthält nur 40 % recyceltes PET!» Worauf Hippolyte, ein Verfechter von PET-Flaschen, seine Taktik ändert: «Ein lokaler Anbieter wird nur eine beschränkte Auswahl von Getränken anbieten können, deren Geschmack man nicht einmal kennt.» Ein Argument, das sitzt. Schulleiterin Emeline legt nach: «Bei einer PET-Flasche weiss man in der Regel, was drin ist.»

Schliesslich entscheiden sich alle Schulleitungen für den Automaten. Véronique Dunning-Conte attestiert der Klasse aber trotzdem ein gutes ökologisches Bewusstsein. Die Form war wichtiger als der Inhalt: Die Pro-PET-Fraktion wehrte sich vehementer und konnte überzeugen.

BNE­-Akzente

Die COSEDEC-Animation ermöglicht es den Jugendlichen, sich Gedanken über ihren eigenen Verbrauch von PET-Flaschen und die Erschöpfung der natürlichen Ressourcen zu machen. Die ökologischen und sozialen Auswirkungen von Herstellung, Verbrauch, Entsorgung oder Recycling werden analysiert. Das Konzept des Lebenszyklus wird vertieft. Die Diskussion im Rollenspiel fördert kritisches und konstrukti­ves Denken sowie den Bezug zum Wissen: Es geht darum, interdisziplinäre Verbindungen zu knüpfen und dabei verschiedene Perspektiven einzubeziehen. Zudem fördert diese Aktivität die Kooperation und Partizipation und stärkt das Verantwortungs­ bewusstsein.

 

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