Krieg und Frieden in den Medien
Text: Myriam Brotschi Aguiar
Wahr oder nicht wahr? Krieg und Frieden in den Medien
Es ist die Aufgabe von Medien, zur Wissens- und Meinungsbildung einer Gesellschaft beizutragen. Mit ihrer Berichterstattung bringen sie uns Themen näher, die fern von unserem eigenen Erleben stattfinden, die aber wichtig zu wissen sind. Das gilt auch für Konflikte wie Verletzungen der Menschenrechte, Ausbeutung der Erde oder Kriege.
Was wir lesen, formt unsere Meinung und damit unser Handeln. Dieser Wichtigkeit bewusst, verpflichten sich Journalistinnen und Journalisten der Wahrheit. In der Erklärung der Rechte und Pflichten der Schweizer Journalist/innen beispielsweise steht: «Sie halten sich an die Wahrheit ohne Rücksicht auf die sich daraus ergebenden Folgen und lassen sich vom Recht der Öffentlichkeit leiten, die Wahrheit zu erfahren.»
Geht es um Krieg, ist es jedoch manchmal schwierig, zwischen Wahrheit und Unwahrheit zu differenzieren oder Zweiteres aufzudecken. H. D. Laswell zeigte schon 1927 in seiner berühmten Untersuchung der Propagandatechniken im Ersten Weltkrieg auf, wie Kriegsparteien einen massiven Aufwand betreiben, um den Gegner als bösen Aggressor darzustellen und den eigenen Kampf als gerechten Verteidigungskrieg zu erklären. Der Überzeugungsprozess läuft meist über Informationskontrolle und manipulation, also Verzerrung der Wahrheit. Informationen werden selbst fabriziert, selektioniert, verändert, übertrieben oder geschönt. Diese Vorgehensweise, um Meinungen zu manipulieren und die Gesellschaft auf die eine oder andere Seite zu ziehen, wird heute genauso wie damals angewandt und durch die sozialen Medien zusätzlich befeuert.
Wenn das, was wir lesen, unsere Meinung bildet, dann wird sofort klar, wie wichtig nicht nur sorgfältige Berichterstattung ist, sondern auch der verantwortungsbewusste Medienkonsum. Dies gilt vor allem in einem Land, in dem die Menschenrechte und damit auch die Pressefreiheit geachtet werden: Wir haben die Freiheit, zu wählen, aus welchen Medien wir die Informationen beziehen und mit welchen Medien wir unsere Meinung bilden. Denn korrekt informiert zu sein, kann auch zu mehr Verständnis und Mitgefühl und damit zur Vermeidung von Konflikten führen.
Medienkompetenz formt die Gesellschaft
Aber worauf ist zu achten? Wie verhindert man es, vermeintlichen Wahrheiten zum Opfer zu fallen? Wo trifft man auf Argumente, auf die sich eine konstruktive Debatte aufbauen lässt?
Für eine starke Medienkompetenz ist es wichtig, in seinen Medienkonsum Medien einzubinden, die über alle wichtigen Bereiche der Gesellschaft, insbesondere über Politik, Wirtschaft, Kultur und Soziales, so vollständig, sachlich und verständlich wie möglich informieren.
Die Inhalte, also das «Was», sind dabei genauso wichtig, wie die Art, also das «Wie», in der über etwas berichtet wird. Berichterstattung ist, vor allem, wenn es um Konflikt oder Kriegsthemen geht, selten frei von Emotionen. Dazu passt, dass die Medien und die in ihnen tätigen Personen nicht automatisch neutral und ohne eigene Interessen arbeiten. Umso wichtiger ist es für die Leser/innen, gegenüber den Medien und ihrer Berichterstattung kritisch zu bleiben und bereit zu sein, die verschiedenen Darstellungen eines Themas zu vergleichen, um zu einer Meinung zu finden.
Stolperstein soziale Medien
Ein Blick in den Medienmonitor Schweiz zeigt: Die 15- bis 29-Jährigen bilden sich ihre Meinung durch den Konsum sozialer Medien, gefolgt von Radio, journalistischen Onlinemedien und der Presse. Das Problem: Auf Social-Media-Plattformen können sich grundsätzlich alle Personen und Organisationen äussern, die Plattformen überwachen dabei nur die Einhaltung der von ihnen gesetzten Regeln. Das unwahren, irreführenden, diskriminierenden und rassistischen Inhalten oder Aufrufen zu Gewalt, die in den journalistischen Medien niemals Eingang finden. Solche Inhalte können Misstrauen säen und zu gesellschaftlichen Spannungen führen.
Die publizistische Medienkompetenz stärken
Der Verlegerverband Schweizer Medien hat das Lernangebot «Was lese ich? – Journalismus verstehen» in Zusammenarbeit mit Fachpersonen (Vertreter/innen der Lehrerschaft, des Journalismus und medienpädagogischen Fachpersonen) für den Schulunterricht entwickelt und seine Inhalte auf den Lehrplan 21 abgestimmt. Das Lehrmittel unterstützt Lehrpersonen ab der Sekundarstufe I im Bestreben, ihre Schülerinnen und Schüler mit der Welt des Qualitätsjournalismus vertraut zu machen. Es behandelt Berufe, Tätigkeiten, Darstellungsformen, Nutzung von journalistischen Medien, Einschätzung der Qualität, Fake News, Journalismus und Demokratie.
Lernangebot «Was lese ich? – Journalismus verstehen»
E-Mail-Adresse: contact@schweizermedien.