So fühlen wir uns wohl in der Schule
Psychische Gesundheit und Schulentwicklung | CORNELIA CONRAD ZSCHABER (RADIX) UND RENATE SCHEURER
Die psychische Gesundheit von Schülerinnen und Schülern, Lehrpersonen und Schulleitenden spielt eine zentrale Rolle für den Lernerfolg, die Qualität der Bildung und das eigene Wohlbefinden in der Schule. Wie können wir sie stärken?
Ob sich Schülerinnen, Schüler und Lehrpersonen wohlfühlen, beeinflusst das Schulklima und die Bildungsqualität stark. Darin sind sich die Protagonistinnen und Protagonisten im Video zu MindMatters – einem Programm, das die sozioemotionalen Kompetenzen wie das Sprechen über eigene und fremde Gefühle, Achtsamkeit oder die Verbundenheit mit der Klasse und der Schule fördert und damit die psychische Gesundheit stärkt – einig. Psychisch gesunde Menschen sind leistungsfähiger, lernfähiger und konstruktiver im Umgang mit anderen.
Für das Schulumfeld bedeutet das: Eine fürsorgliche Schulkultur, tragende Beziehungen und guter Unterricht sind eng miteinander verknüpft. Den Grundstein für ein gesundes Schulklima und eine nachhaltige Schulkultur legen die Schulleitenden mit ihrem Führungsverhalten und ihrem Gesundheitsmanagement. Gesunde Lehrpersonen wiederum sind motivierter, engagierter und resilienter gegenüber einem belastenden Schulalltag. Dadurch verbessern sich nicht nur ihre Unterrichtsqualität und ihre Beziehungen zu den Schülerinnen und Schülern, sondern sie sind auch entspannter im Umgang mit Kolleginnen, Kollegen und Eltern. Die Lernmotivation psychisch gesunder Schülerinnen und Schüler ist höher, ihre Leistungen sind besser, das Risiko für Schulabbrüche ist geringer. Was Schülerinnen und Schüler, Lehrpersonen und Schulleitende brauchen, um schulische, berufliche, persönliche und soziale Herausforderungen zu meistern und dabei gesund zu bleiben, sind emotionale Stabilität und Resilienz. Was kann die Schule, was können die Lehrpersonen dazu beitragen?
Schulklima und Schulkultur sind facettenreiche, schwer fassbare Begriffe.
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Schulentwicklung: gemeinsam gesund und stark
«Psychische Gesundheit und Schulentwicklung hängen eng miteinander zusammen», ist Stefan Fretz, Schulleiter Primarschule Ottikon-Kyburg überzeugt. Er hat in seiner Schule das Programm MindMatters mit Fokus auf Schülerinnen und Schüler umgesetzt. Das Angebot «Schule handelt» setzt bei der Gesundheit der Lehrpersonen, Schulleitenden und weiteren Mitarbeitenden an. Die Massnahmen setzen auf eine unterstützende Schulkultur, die auf Vertrauen, Wertschätzung und Zusammenarbeit basiert, das Gemeinschaftsgefühl stärkt und das Wohlbefinden aller Beteiligten fördert. Ein positives Schulklima, geprägt von Offenheit und gegenseitigem Respekt, reduziert Stress und Konflikte und unterstützt so die psychische Gesundheit. Damit eine Schule gezielte, auf sie abgestimmte Massnahmen bestimmen und ergreifen kann, ist eine vorausgehende Situationsanalyse wertvoll. Einen wesentlichen Erfolgsfaktor für die betriebliche Gesundheitsförderung stellt zudem eine professionelle, externe Begleitung dar. Gesundheitsförderung und Wohlbefinden sollten nicht als zusätzliche Aufgaben empfunden werden. Stattdessen geht es darum, Strukturen und die täglichen Aufgaben gesundheitsfördernd zu gestalten und regelmässig zu reflektieren. Dies hat mit Werten und Haltung zu tun. Dabei sollten die individuellen Stärken jeder Person im Vordergrund stehen.
Wie BNE die Psyche stärkt
Auch Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) bietet vielfältige Ansätze, um die psychische Gesundheit zu fördern. Partizipation ist dabei ein zentraler Aspekt: Schülerinnen und Schüler sowie Lehrpersonen werden in Entscheidungsprozesse eingebunden, was ihre Autonomie, Verantwortungsübernahme und Selbstwirksamkeit stärkt. Durch kooperative Lernformen und Teamarbeit werden soziale und emotionale Kompetenzen gefördert und die gegenseitige Unterstützung innerhalb der Schulgemeinschaft erhöht. Praxisnahe Projekte und Aktivitäten ermöglichen es Schülerinnen und Schülern, ihre Fähigkeiten praktisch anzuwenden und Erfolgserlebnisse zu erfahren, das ist gut fürs Selbstbewusstsein. BNE vermittelt eine positive und nachhaltige Zukunftsperspektive, fördert Hoffnung und Motivation und stärkt emotionale Intelligenz, Empathie und Konfliktlösungskompetenzen.
Instrumente und Angebote
Für die schulische Gesundheitsförderung stehen also verschiedene Ansätze, Instrumente und Angebote zur Verfügung. Die wichtigsten hier noch einmal im Überblick: Die Qualitätskriterien von Schulnetz21 helfen Schulen, die psychosoziale Gesundheit von Schülerinnen und Schülern, Lehrpersonen sowie Schulleitenden systematisch in den Alltag zu integrieren und Fortschritte zu evaluieren. Die Orientierungshilfe von Schulnetz21 zu den überfachlichen Kompetenzen wurde neu überarbeitet. Sie unterstützt Schulen praxisnah, diese wichtigen Lebenskompetenzen für die psychische Gesundheit im Unterricht zu fördern. Praxisbeispiele von éducation21 bieten konkrete Inspiration und Orientierung, wie Gesundheitsförderung erfolgreich umgesetzt werden kann. Das Angebot schule-handelt.ch von RADIX und Gesundheitsförderung Schweiz unterstützt Schulen zudem dabei, gesundheitsfördernde Massnahmen für das Schulpersonal zu entwickeln und umzusetzen. Für die Gesundheitsförderung der Kinder und Jugendlichen existieren Instrumente, die die sozioemotionale Kompetenz stärken, darunter Programme wie MindMatters.ch. Schülerinnen und Schüler erleben Selbstwirksamkeit und ein Gemeinschaftsgefühl im Schulalltag. Das steigert Motivation, Selbstbewusstsein und Wohlbefinden. Die Allianz Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) in Schulen und RADIX Gesunde Schulen bieten zudem vielfältige Unterstützung und Ressourcen, um Schulen zu einem gesunden und nachhaltigen Lebens-, Lern- und Arbeitsort zu entwickeln.
Die Integration dieser Angebote in die Schulentwicklung verbessert die psychische Gesundheit aller Beteiligten nachhaltig. All diese Instrumente und Angebote unterstützen Schulleitende und Lehrpersonen also darin, ein gesundes und nachhaltiges Lernumfeld zu schaffen, sozioemotionale Kompetenzen zu stärken und dabei selbst gesund zu bleiben. Literatur und Erfahrungen aus der Praxis zeigen, dass die Förderung der psychischen Gesundheit Motivation, Lernerfolg, Absentismus, Wohlbefinden/Gesundheit positiv beeinflusst. Schule ist mehr als «nur» Wissen aneignen, oder wie es Stefan Fretz formuliert: «Es ist toll, wenn unsere Kinder schriftlich rechnen können. Aber es ist noch viel toller, erfüllender und sinnhafter, wenn unsere Kinder starke Menschen werden.»1
Fruchtbare ZusammenarbeitDas Schulnetz21 von éducation21 und RADIX Gesunde Schulen unterstützen sich gegenseitig auf dem Weg zu ihrem Ziel gesunder und nachhaltiger Schulen. |
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Übersicht Angebote Schulnetz21
Allianz Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) in Schulen
1 Video MindMatters.ch (August 2024).