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Programme ResponsAbilita

Unterrichtsangebot ResponsAbilita | IWAN REINHARD

Wer ist eigentlich für Wohlbefinden und Gesundheit verantwortlich? «Eigenverantwortung» schallt es von den einen, «Wirtschaft und Politik sind schuld, wenn die Gesellschaft krankt», hallt es von den anderen. Mittendrin steht die Schule, die Schülerinnen und Schüler zu einem gesunden Lebensstil befähigen soll. Wie geht das?

Forschungsergebnisse zeigen: Signifikante Erfolge in der Gesundheitsförderung und Prävention an Schulen erzielen Lehrpersonen, wenn sie Lebenskompetenzen fördern. Das heisst: Umgang mit Stress lernen, Gefühle wahrnehmen und reflektieren, eigene Werte entwickeln und dafür einstehen, kompetente Entscheide fällen. Lebenskompetenzen stärken explizit die psychische Gesundheit. Das wirkt sich wiederum positiv auf den Lernerfolg aus. Im Lehrplan 21 finden sich diese Fähigkeiten als überfachliche Kompetenzen verankert.

Kompetenzen fürs Leben statt erhobener Zeigefinger

Verantwortung für eine gesunde Lebensweise übernehmen und einfordern – diese Haltung zieht sich als roter Faden durch alle vier Module («you», «surroundings», «society», «world») des Unterrichtsangebots ResponsAbilita, entwickelt für die Sekundarstufe I. ResponsAbilita ist mehr als «Tabak- und Nikotin-Prävention». Es betreibt Prävention ohne erhobenen Zeigefinger, will Kinder und Jugendliche befähigen, selbst Antworten zu finden und ihre Lebenswelt aktiv mitzugestalten. Eine perfekte Möglichkeit, Gesundheitsförderung und Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) zu verbinden und die jeweiligen Methoden anzuwenden, also die Themenbereiche Gesundheit und Prävention durch die Dimensionen Umwelt, Gesellschaft, Wirtschaft, Raum und Zeit zu flankieren und kritisch Spannungsfelder zu diskutieren. Die vier Module des Angebots ermöglichen es, unterschiedliche Perspektiven einzunehmen – vom Ich zur Welt.

Mit Sam und Chris: Modul «you»

Die Hauptfiguren des Unterrichtsangebots, Sam und Chris, berichten im Modul «you» live von ihren verrückten Alltagserlebnissen. Damit bilden sie die Brücke zur Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler. Oder, wie es die Klassenlehrerin einer achten Klasse formuliert, die das Modul getestet hat: «Sie haben meine Schülerinnen und Schüler buchstäblich in ihren Bann gezogen.» Im Modul werden ausgewählte Lebenskompetenzen gestärkt. Fünf Lernjournale fördern das selbstorganisierte Lernen, und die Lehrperson hat Gelegenheit, ihren Unterricht zu individualisieren.

Das Umfeld prägt: Modul «surroundings»

Stressfaktoren erkennen und die eigene Lebenswelt gesundheitsfördernd mitgestalten sind die Lernziele des Moduls «surroundings». Um diese Lernziele zu vermitteln, eignet sich projektorientierter Unterricht besonders gut. In einem Workshop, in dem Lehrpersonen dabei mitgewirkt haben, das Angebot zu entwickeln, wünschten sie sich Hilfsmittel für die Umsetzung offener Lernformen. Design Thinking bot die Antwort auf dieses Bedürfnis. Unterrichtsbereite Erklärvideos und Arbeitsmaterialien stehen für kreative Ideenfindung und Projektumsetzung bereit.

Verführerische Werbung: Modul «society»

Gemäss Studienergebnissen sind junge Erwachsene im Schnitt über 532-mal täglich tabakfreundlichen Stimuli ausgesetzt. Auch wenn durch die Annahme der Initiative zum «Schutz der Kinder und Jugendlichen vor Tabakwerbung» künftig diese Möglichkeiten eingeschränkt werden, bleibt versteckte Werbung, beispielsweise durch Influencer oder an Events, bestehen. Im Modul «society» setzen sich die Schülerinnen und Schüler deshalb mit ihrer persönlichen Affinität für verschiedene Werbestrategien auseinander. Sie erkennen, wodurch sie im Alltag beeinflusst werden, auch von teilweise indirekten Marketingmassnahmen.

Vom Ich zur Welt: Modul «world»

Konsum ist eine individuelle Entscheidung. Aber welche Folgen hat er für andere? Das Modul «world» zeigt globale Zusammenhänge mittels der Mystery-Methode auf. Gesteuert durch eine Leitfrage und bedient mit Faktenkarten, decken die Schülerinnen und Schüler auf, dass die eigenen Konsumentscheidungen nicht nur Einfluss auf die persönliche Gesundheit haben, sondern auch auf Gesellschaft und Umwelt. Spätestens bei dieser Unterrichtseinheit entdecken die Schülerinnen und Schüler Zusammenhänge zu Planetary Health und Co-Benefits.

Befähigen, Antworten zu geben

ResponsAbilita ist methodisch vielseitig, bietet individualisierten Unterricht, projektartiges Lernen, einen modularen Aufbau, und durch die unterschiedlichen thematischen Schwerpunkte werden alle wichtigen Aspekte einer erfolgreichen Gesundheitsförderung und Prävention abgedeckt. Die Lernreise, hier vorgestellt vom «Ich zur Welt» kann auch umgekehrt, von der «Welt zum Ich», angetreten werden. Durchgehend wird eine zentrale BNE-Kompetenz trainiert: Verantwortung (Responsibility). Sie zählt zu den metakognitiven Kompetenzen und trägt damit zur Reflexion der eigenen Denkprozesse und Entscheidungen bei: «Die Schülerinnen und Schüler können bewusste, individuelle und kollektive Entscheidungen im Rahmen des Lernens, der schulischen Aktivitäten, in Bezug auf das eigene Leben und die Gesellschaft im Allgemeinen treffen» (éducation21, BNE-Verständnis, 2023, S. 14). Im Sinne der Wortherkunft von Verantwortung werden die Schülerinnen und Schüler also befähigt, Antworten zu finden. Auch auf die Frage, wer nun für die Gesundheit verantwortlich ist. Nicht überraschend lässt sich diese Frage weder einfach noch abschliessend beantworten. So kann man nur im Rahmen der eigenen Möglichkeiten für sich selbst Verantwortung übernehmen sowie erkennen, wo Akteure wie der Staat oder die Wirtschaft mehr Einfluss haben, und so Verantwortlichkeiten Dritter benennen und einfordern. Die Prävention unterteilt diese beiden Ebenen in die Verhaltens- und Verhältnisprävention. Erstere stärkt die Individuen, kann jedoch nicht allen gerecht werden. Letztere ist äusserst wirksam, kann jedoch nur sehr langfristig über politische Prozesse erreicht werden. Nutzen wir diese Erkenntnisse für die Schulen und stützen die Lernenden auf allen Ebenen. ResponsAbilita bietet Hand, um dazu faire Antworten zu finden.

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