Ich habe Rechte!

Jedes Jahr am 20. November ist weltweit Tag der Kinderrechte. Im Alltag bietet die Schule einen privilegierten Raum, um Rechte wie Chancengleichheit, Partizipation und Nichtdiskriminierung zu entdecken, wahrzunehmen, zu erproben und mit Inhalt zu füllen. Das Themendossier «Ich habe Rechte!» bietet Vorschläge, wie das Thema Kinder- und Menschenrechte behandelt werden kann und wie diese Rechte im Schul- oder Ausbildungskontext ausgeübt werden können.

BNE

Die BNE-Relevanz, die BNE-Fragen und das Hintergrundwissen sind auch als Download verfügbar.

BNE-Relevanz

Kinder und Jugendliche sind ein wichtiger Teil unserer Gemeinschaft. Sie nehmen aktiv an deren Entwicklung teil, indem sie Entscheidungen beeinflussen, die ihr tägliches Leben betreffen. Daher ist es für alle essenziell, ihre Rechte zu kennen, um diese wahrnehmen zu können.

Das Entdecken und Erkunden der Menschen- und Kinderrechte und das Hinterfragen ihrer Umsetzung sind Kompetenzen, die im Rahmen der Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) zu vermitteln sind: Wissen, Wertschätzung und Selbstvertrauen entwickeln; mit Widersprüchen zwischen verschiedenen Rechten umgehen können, abwägen zwischen dem Bedürfnis nach Schutz und dem Wunsch nach Freiheit; gemeinsam mit anderen Massnahmen zur Erhaltung und Mitgestaltung der unmittelbaren Umgebung mitwirken können; unter Berücksichtigung der Tragweite und der inhärenten Grenzen einer Problematik diskutieren können; den Wert der Partizipation und die Bedeutung der Demokratie unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit verstehen; zwischenmenschliche Fähigkeiten wie Kommunikation, Zusammenarbeit, Respekt und Empathie entwickeln. In Kurzform: auf sich selbst, andere und die natürliche Umwelt achten.

Die Agenda 2030 der UNESCO verkörpert mit ihren 17 Zielen für Nachhaltige Entwicklung (SDGs) die Hoffnung auf eine gute Lebensqualität für alle Menschen unter Wahrung ihrer Rechte. Diese Ziele erstrecken sich auf verschiedene Bereiche wie Gesundheit und Wohlbefinden, Bildung, Frieden, Gerechtigkeit, menschenwürdige Arbeit, weniger Ungleichheiten und Bekämpfung des Klimawandels. Das vierte Ziel «Zugang zu hochwertiger Bildung» betont, wie wichtig es ist, die Menschen- und Kinderrechte durch Bildung zu fördern. Denn je früher Kinder und Jugendliche mit ihren individuellen Rechten und ihrer Verantwortung für Solidarität konfrontiert werden, desto wirksamer können Demokratie, Menschen- und Kinderrechte ausgeübt und durchgesetzt werden. 
 

1. Zyklus

Eigene Bedürfnisse und Interessen zu erkennen und zu vertreten (NMG 10.5), ist bereits ein Teil des Lernens für Kinderrechte. Eine Auseinandersetzung mit menschlichen Grunderfahrungen (z.B. Angst, Geborgenheit, Krankheit, Tod) schärft zudem das Verständnis dafür (NMG 11.1). Die Schülerinnen und Schüler (SuS) lernen, zu beschreiben, was ihnen und den Menschen in ihrem Umfeld wertvoll und bedeutsam erscheint (NMG 11.3). Ausserdem lernen die SuS, ihr subjektives Wohlbefinden auszuführen und mit Erfahrungen zu verbinden. Sie üben sich, unangenehme und ungewollte Handlungen an ihrem Körper zu benennen und sich dagegen abzugrenzen (NMG 1.2). Im Sinne der Kinderrechte können die SuS auch im schulischen Kontext erlernen, Rücksicht aufeinander zu nehmen. Dazu werden Gesprächs- und Klassenregeln eingehalten und Möglichkeiten für ein gelingendes Zusammenleben diskutiert (NMG 10.1). Dokumente zum Grundgedanken der UN-Kinderrechtskonvention: • Kurzversion KRK (Link zu «compasito») • «Kinderfreundliche Fassung der KRK (Link zu «compasito») • 10 illustrierte Kinderrechte • Meilensteine auf dem Weg zur Kinderrechtskonvention Umsetzung von BNE-Fragen im Unterricht BNE-Fragen geben Lehrpersonen eine inhaltliche Orientierungshilfe, um den Fokus im komplexen, gesellschaftsrelevanten Thema zu behalten, und ermöglichen es den Schülerinnen und Schülern, sich mit Fragen der nachhaltigen Entwicklung im Kontext «Kinderrechte – Menschenrechte» auseinanderzusetzen.
Film
	Wenn Shodai lernt, wird's laut Shodai gibt Einblicke in sein Leben in Bangladesch und führt damit Schüler/innen an die Themen «Kinderalltag hier und anderswo», «Schule» und «Kinderrechte».
Lernmedien
	Kinderrechte 2024: Psychische Gesundheit und Kinderrechte Die Förderung der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen ist eng mit den Kinderrechten verbunden. Mit dieser Unterrichtseinheiten zum Thema Kinderrechte und psychische Gesundheit lernen die Schülerinnen und Schüler, ihre Emotionen, ihre Sorgen und ihre Stressfaktoren zu erkennen und Techniken zur Stressbewältigung zu erlernen und ihre eigene Resilienz zu stärken.
	Kinderrechte 2023: Eine saubere, gesunde & nachhaltige Umwelt Das Recht auf eine saubere, grüne und nachhaltige Umwelt findet sich in der UN Kinderrechte wieder. Die Unterrichtseinheiten haben zum Ziel, dass Schüler/innen ein Gefühl der Zugehörigkeit zur Welt entwickeln und ein Verständnis für globale Zusammenhänge und Auswirkungen gewinnen.
	Kinderrechte 2020: «Gemeinsam gesund!» - Arbeitsblatt Zyklus 1 Interdisziplinär behandeln die Unterrichtseinheiten das Thema Kinderrechte und Gesundheit. Mit Kurzgeschichten werden die Schüler/innen für die Thematik sensibilisiert.
	Kinderrechte 2019: «Politische Partizipation» - Arbeitsblatt Zyklus 1 Kinderbeteiligung (politische Partizipation) ist im Artikel 12 der UN Kinderrechtskonvention niedergeschrieben. Die Unterrichtsmaterialien führen Lehrpersonen thematisch ein und geben methodisch-didaktische Impulse.
	Was WÜRDEst du tun? Scham, Schadenfreude, Ausgrenzung, Ungerechtigkeit, Mobbing, Auslachen... Diese Situationen kennt jedes Kind. Gemeinsam werden Alltagssituationen analysiert und über Handlungsmöglichkeiten nachgedacht.
	Die 50 besten Spiele zu den Kinderrechten Ein spielerischer Zugang ermöglicht Schülerinnen und Schüler sich für ihre eigenen Rechte und die der anderen einzusetzen.
Praxisbeispiele
	Was kann alles glücklich sein? Das Praxisbeispiel zeigt auf, wie mit Schüler/innen über grosse Fragen des Lebens philosophiert werden kann. So zum Beispiel auch darüber, welche Rechte ich/wir haben.
	Der ideale Spielplatz? Kinder entwickeln und bauen ihren eigenen Spielplatz Schülerinnen und Schüler entwickeln ihren idealen Spielplatz vom Entwurf bis zum Bau und üben sich so in Partizipation.
Ausserschulische Angebote
	Kinder- und Jugendradio in der Schule (Kinderdorf Pestalozzi) Wie zeigt sich die Umsetzung der Kinderrechte in unserer Gemeinde? Setzen Sie mit ihren Schüler/innen beispielsweise ein Klassenprojekt zu Kinderrechten durch und würden gerne Mitmenschen für Ihre Aktion sensibilisieren? Der Radiobus hilft Ihnen dabei eine eigene, projektbezogene Radiosendung zu produzieren und publizieren.

2. Zyklus

Im zweiten Zyklus üben sich die Schülerinnen und Schüler (SuS), anknüpfend an bisherige Erfahrungen, darin, Mitverantwortung für das Wohlergehen aller zu übernehmen und Konflikte fair zu lösen (NMG 10.1). Sie lernen die Rechte anderer kennen und respektieren. Dazu kann das Thema Kinderrechte exemplarisch aufgegriffen werden; im dritten Zyklus wird dieses Thema verbindlich behandelt. Ebenso geht es darum, politische Prozesse nachvollziehen zu können und Möglichkeiten der Mitwirkung zu erkennen (NMG 10.5). Schliesslich sollen die SuS eigene und fremde Werte wie z.B. Gerechtigkeit erkennen und diskutieren (NMG 11.3). Zudem lernen sie, ihr eigenes Wohlbefinden zu stärken und zu erhalten, sexuelle Übergriffe zu erkennen und sich dagegen zu wehren (NMG 1.2). Dokumente zum Grundgedanken der UN-Kinderrechtskonvention: • Kurzversion KRK (Link zu «compasito») •  «Kinderfreundliche Fassung der KRK (Link zu «compasito») • 10 illustrierte Kinderrechte • Meilensteine auf dem Weg zur Kinderrechtskonvention Umsetzung von BNE-Fragen im Unterricht BNE-Fragen geben Lehrpersonen eine inhaltliche Orientierungshilfe, um den Fokus im komplexen, gesellschaftsrelevanten Thema zu behalten, und ermöglichen es den Schülerinnen und Schülern, sich mit Fragen der nachhaltigen Entwicklung im Kontext «Kinderrechte – Menschenrechte» auseinanderzusetzen.
Film
	Ridoy Verständlich und offen erzählt Ridoy von seinem Leben in Bangladesch. Der Film zeigt die unterschiedlichen Positionen von Unternehmen, Staat, Familien und Organisationen auf, die sich für Kinderrechte einsetzen.
	Ein Tag mit Aïcha Vom Traum, Ärztin zu werden, meistert Aïcha ihren Alltag in einem Vorort von Burkina Faso in Westafrika. Der Film eignet sich, um die Thematik «Recht auf Bildung» aufzugreifen.
	Radio Amina Noch immer werden Frauen systematisch benachteiligt, auch in Nigeria. Um eine Gleichstellung der Frauen zu erreichen will sich Amina stark machen. Sie lanciert eine Radiosendung.
	Ein Tag mit Moussa Zwischen Ziegen, Kühen und dem Traum Tierarzt zu werden meistert Moussa seinen Alltag im Osten Nigers. Der Film greift die Themen «Alltag», «Recht auf Bildung», «Geschlechterrollen», und «Berufswahl» auf.
Lernmedien
	KIDIMO Auf spielerische Weise die Kinderrechte kennen lernen? Die KIDIMO-App machts möglich.
	Kinderrechte 2024: Psychische Gesundheit und Kinderrechte Die Förderung der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen ist eng mit den Kinderrechten verbunden. Mit dieser Unterrichtseinheiten zum Thema Kinderrechte und psychische Gesundheit lernen die Schülerinnen und Schüler, ihre Emotionen, ihre Sorgen und ihre Stressfaktoren zu erkennen und Techniken zur Stressbewältigung zu erlernen und ihre eigene Resilienz zu stärken.
	Kinderrechte 2023: Eine saubere, gesunde & nachhaltige Umwelt Das Recht auf eine saubere, grüne und nachhaltige Umwelt findet sich in der UN Kinderrechte wieder. Die Unterrichtseinheiten haben zum Ziel, dass Schüler/innen ein Gefühl der Zugehörigkeit zur Welt entwickeln und ein Verständnis für globale Zusammenhänge und Auswirkungen gewinnen.
	Kinderrechte 2020: «Gemeinsam gesund!» - Arbeitsblatt Zyklus 2 Interdisziplinär behandeln die Unterrichtseinheiten das Thema Kinderrechte und Gesundheit und fördern so ein gesamtheitliches Verständnis von Gesundheit.
	Kinderrechte 2019: «Politische Partizipation» - Arbeitsblatt Zyklus 2 Kinderbeteiligung (politische Partizipation) ist im Artikel 12 der UN Kinderrechtskonvention niedergeschrieben. Die Unterrichtsmaterialien führen Lehrpersonen thematisch ein und geben methodisch-didaktische Impulse.
	Mit Mia und Tayo im Land der Kinderrechte Das Kennen und die Umsetzung der Kinderrechte ist nicht nur in «fernen Ländern», sondern auch in der Schweiz von grosser Bedeutung für das gesellschaftliche Zusammenleben. Methodisch vielfältig sensibilisiert das Lehrmittel für die Thematik.
	Kinderrechte hier und anderswo Das Kennen und die Umsetzung der Kinderrechte ist nicht nur in «fernen Ländern», sondern auch in der Schweiz von grosser Bedeutung für das gesellschaftliche Zusammenleben. Methodisch vielfältig sensibilisiert das Lehrmittel für die Thematik.
	Was WÜRDEst du tun? Scham, Schadenfreude, Ausgrenzung, Ungerechtigkeit, Mobbing, Auslachen... Diese Situationen kennt jedes Kind. Gemeinsam werden Alltagssituationen analysiert und über Handlungsmöglichkeiten nachgedacht.
Praxisbeispiele
	Was kann alles glücklich sein? Das Praxisbeispiel zeigt auf, wie mit Schüler/innen über grosse Fragen des Lebens philosophiert werden kann. So zum Beispiel auch darüber, welche Rechte ich/wir haben.
	Der ideale Spielplatz? Kinder entwickeln und bauen ihren eigenen Spielplatz Schülerinnen und Schüler entwickeln ihren idealen Spielplatz vom Entwurf bis zum Bau und üben sich so in Partizipation.
Ausserschulische Angebote
	Kolumbien - Kinder schützen und Frieden aufbauen Schülerinnen und Schüler tauchen ein in die Slums von Cali in Kolumbien und lernen so die Kinderrechte auf spielerische weise kennen.
	Kinder- und Jugendradio in der Schule (Kinderdorf Pestalozzi) Wie zeigt sich die Umsetzung der Kinderrechte in unserer Gemeinde? Setzen Sie mit ihren Schüler/innen beispielsweise ein Klassenprojekt zu Kinderrechten durch und würden gerne Mitmenschen für Ihre Aktion sensibilisieren? Der Radiobus hilf Ihnen dabei eine eigene, projektbezogene Radiosendung zu produzieren und publizieren.
	Themenprojekte – soziales Miteinander fördern Mittels prozessorientierten Projekten lernen die Schülerinnen und Schüler im Rahmen eines Workshops die Kinderrechte kennen und umsetzen.
	Keine Daheimnisse Das Projekt fokussiert die Verhinderung von Gewalt gegen Kinder in der Familie. Mittels Workshops werden die Schüler/innen an die Thematik herangeführt.

3. Zyklus

Im Zyklus 3 gilt die Thematik der Kinder- und Menschenrechte als verbindlicher Inhalt. Die Schülerinnen und Schüler (SuS) setzen sich exemplarisch mit dieser Thematik auseinander, indem sie lernen, die Kinder- und Menschenrechte zu erläutern, deren Bedeutung für den eigenen Alltag und die Schulgemeinschaft zu erkennen sowie die historische Entwicklung darzustellen (RZG 8.2). Dabei beschreiben und reflektieren die SuS grundlegende menschliche Erfahrungen (ERG 1.1) und erläutern, prüfen und vertreten eigene Werte. Alltagssituationen werden auf grundlegende Werte wie Gerechtigkeit, Freiheit, Verantwortung oder Menschenwürde hin betrachtet und diskutiert (ERG 2.1). Um die Partizipation der SuS im Rahmen der Thematik Kinder- und Menschenrechte zu fördern, lernen die SuS, eigene und fremde Bedürfnisse zu berücksichtigen, Zuständigkeiten auszuhandeln und zu vereinbaren sowie Verantwortung für die Gemeinschaft zu übernehmen (ERG 5.4). Ausserdem bringen die SuS eigene Anliegen ein, nehmen Konflikte wahr und suchen nach möglichen Lösungen (ERG 5.6).   Dokumente zum Grundgedanken der UN-Kinderrechtskonvention: • Kurzversion KRK (Link zu «compasito») •  «Kinderfreundliche Fassung der KRK  (Link zu «compasito») • 10 illustrierte Kinderrechte • Meilensteine auf dem Weg zur Kinderrechtskonvention Umsetzung von BNE-Fragen im Unterricht BNE-Fragen geben Lehrpersonen eine inhaltliche Orientierungshilfe, um den Fokus im komplexen, gesellschaftsrelevanten Thema zu behalten, und ermöglichen es den Schülerinnen und Schülern, sich mit Fragen der nachhaltigen Entwicklung im Kontext «Kinderrechte – Menschenrechte» auseinanderzusetzen.
Film
	Ridoy Verständlich und offen erzählt Ridoy von seinem Leben in Bangladesch. Der Film zeigt die unterschiedlichen Positionen von Unternehmen, Staat, Familien und Organisationen auf, die sich für Kinderrechte einsetzen.
	Slaves Mit viel Glück konnten Abuk und Mackiek, zwei Kinder aus dem Südsudan, aus ihrer Gefangenschaft fliehen. Der Film bietet Anlass, Themen wie Menschenhandel, Sklaverei oder Kinderrechte zu behandeln.
	Quamers Alltag Quamer weiss was es bedeutet hart zu arbeiten und dies obwohl sie viel lieber zur Schule gehen möchte. Trotzdem ist Quamer nicht unglücklich und schätzt die kleinen Glücksmomente in ihrem Leben. Der Film bietet die Möglichkeit ins Thema Kinderrechte einzutauchen.
	Punam Der Alltag von Punam, einem Schulkind aus Nepal, das zugleich die Mutterrolle übernimmt, ist ausgefüllt – doch zum Träumen bleibt ihr dennoch Zeit: Sie möchte Lehrerin werden. Der Film eröffnet die Möglichkeit Themen wie Kinderrechte und Berufswahl zu diskutieren.
Lernmedien
	Kinderrechte 2024: Psychische Gesundheit und Kinderrechte Die Förderung der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen ist eng mit den Kinderrechten verbunden. Mit dieser Unterrichtseinheiten zum Thema Kinderrechte und psychische Gesundheit lernen die Schülerinnen und Schüler, ihre Emotionen, ihre Sorgen und ihre Stressfaktoren zu erkennen und Techniken zur Stressbewältigung zu erlernen und ihre eigene Resilienz zu stärken.
	Kinderrechte 2023: Eine saubere, gesunde & nachhaltige Umwelt Das Recht auf eine saubere, grüne und nachhaltige Umwelt findet sich in der UN Kinderrechte wieder. Die Unterrichtseinheiten haben zum Ziel, dass Schüler/innen ein Gefühl der Zugehörigkeit zur Welt entwickeln und ein Verständnis für globale Zusammenhänge und Auswirkungen gewinnen.
	Kinderrechte 2019: «Politische Partizipation» - Arbeitsblatt Zyklus 3 Kinderbeteiligung (politische Partizipation) ist im Artikel 12 der UN Kinderrechtskonvention niedergeschrieben. Die Unterrichtsmaterialien führen Lehrpersonen thematisch ein und geben methodisch-didaktische Impulse.
	Courage: Gemeinsam sind wir stark Das Spiel «Courage» präsentiert 40 Menschenrechtsaktivisten/innen aus der ganzen Welt und verbindet sie mit thematischen Szenarien (Armut, Diskriminierung, Frauen- und Kinderrechte, Frieden, Meinungsfreiheit, Privatsphäre, Migration und Umwelt). Die Spieler/innen müssen sich mit Inhalten befassen und eigene Ideen kreativ umsetzen.
	Wieso brauchen wir Menschenrechte? Die gut strukturierte Lerneinheit fördert das Lernen über, durch und für die Menschenrechte. Sie umfasst Hintergrundmaterialien, Fragestellungen, Links zu kurzen Erklärfilmen und digitale Übungen.
	Musik und Menschenrechte Musik und politische Bildung? Das geht! Das Unterrichtsmaterial vereint Methoden und Ergebnisse von Schulprojekten rund um Musik und Menschenrechte.
	Bookmarks Hassreden im Internet nehmen zu – und das nicht nur online. Das Lernmedium beleuchtet das Verständnis und den Umgang damit sowohl im Online- als auch im Offline-Bereich und schlägt eine Brücke zu den Menschenrechten.
	Menschenrechte und Grundrechte Wozu brauchen wir Regeln und Rechte? Anknüpfend an die Lebenswelt der Schüler/innen wird das Thema der Menschen- und Grundrechte methodische abwechslungsreich behandelt.
	Kompass Thematisch und methodisch divers ausgerichtet, führt das Lernmedium Schüler/innen und Lehrpersonen an die Thematik der Menschenrechte heran.
	Wer verteidigt die Menschenrechte? Über Porträts von «Human Rights Defenders» werden Schüler/innen für die Thematik der Menschenrechte sensibilisiert. Dabei sollen sie über Menschrenrechtsverletzungen in der Schweiz und anderswo diskutieren.
Praxisbeispiele
	Was kann alles glücklich sein? Das Praxisbeispiel zeigt auf, wie mit Schüler/innen über grosse Fragen des Lebens philosophiert werden kann. So zum Beispiel auch darüber, welche Rechte ich/wir haben.
	Was, wenn nicht alles Gold glänzt? Mittels der Mysterymethode werden Zusammenhänge zwischen Goldminen in Burkina Faso und Glücksmienen hierzulande sichtbargemacht und Schüler/innen zum Nachdenken über Menschenrechte angeregt.
Ausserschulische Angebote
	Menschenrechte kennenlernen Im Workshop von Amnesty International lernen die Schüler/innen anhand von Fallbeispielen verschiedene Menschenrechte kennen, wägen diese gegeneinander ab und stellen so den Bezug zum eigenen Alltag her.
	Themenprojekte – soziales Miteinander fördern Themen wie Diskriminierung, Mobbing oder Kinderrechte werden im Themenprojekt genau unter die Lupe genommen. Die Schüler/innen arbeiten an den altersgerecht gestalteten Workshopelementen und beschäftigen sich mit Themen in der eigenen Schulklasse, mit kulturellen Unterschieden, ihrer eigenen Identität, Gruppenzusammenhalt sowie Ausgrenzung bis Rassismus.
	Entdecke das Humanitäre Völkerrecht Wann werden im Krieg Grenzen überschritten? Wer das Humanitäre Völkerrecht kennt, weiss wann Regeln verletzt werden und Unrecht geschieht.
	Keine Daheimnisse Das Projekt fokussiert die Verhinderung von Gewalt gegen Kinder in der Familie. Mittels Workshops werdne die Schüler/innen an die Thematik herangeführt.
	Migration: Kinder auf der Flucht Anhand einer Simulation und eines Migrationsspiels erhalten die Kinder Einblick in Fluchtursachen und erfahren, wie es auf der Flucht um die Kinderrechte steht. Sie überlegen sich, wie sie selber geflüchteten Kinder den Einstieg in ihrer Klasse erleichtern können.
	BuchBesuch «Der Traum von Olympia» Das Angebot wurde von Jugendliche für Jugendliche entwickelt und von ihnen durchgeführt. Anhand der Geschichte kommen sie mit der Klasse ins Gespräch über Migration, Vorurteile und Menschenrechte.
	Kinder- und Jugendradio in der Schule (Kinderdorf Pestalozzi) Wie zeigt sich die Umsetzung der Kinderrechte in unserer Gemeinde? Setzen Sie mit ihren Schüler/innen beispielsweise ein Klassenprojekt zu Kinderrechten durch und würden gerne Mitmenschen für Ihre Aktion sensibilisieren? Der Radiobus hilf Ihnen dabei eine eigene, projektbezogene Radiosendung zu produzieren und publizieren.
	Nächster Halt - Frieden Anhand konkreter Beispiele spricht eine Friedensfachperson über ihre Arbeit als Beobachter/in und Begleitperson von bedrohten Menschenrechtsaktivist/innen.

Sek II

Um aktiv und kritisch am gesellschaftlichen Leben zu partizipieren, müssen Schülerinnen und Schüler in der Lage sein, ihre Rechte zu verteidigen und ihren Pflichten nachzukommen. Dazu müssen sie nicht nur die Bedeutung der Grundrechte im nationalen wie im internationalen Kontext kennen, sondern auch motiviert sein, sich am politischen Leben zu beteiligen. Menschenrechte und die damit verbundenen grundlegenden und interdisziplinären Fragen sollten in einem fächerübergreifenden Unterricht oder in einem Schulunterricht berücksichtigt werden, der die Lernenden in die Behandlung der Fragen einbezieht, die sie direkt betreffen. Hierzu eignen sich besonders geistes- und sozialwissenschaftliche Fächer, insbesondere die Fächer Geschichte, Politik, Philosophie und Ethik, wie auch Ökologie.  Umsetzung von BNE-Fragen im Unterricht BNE-Fragen geben Lehrpersonen eine inhaltliche Orientierungshilfe, um den Fokus im komplexen, gesellschaftsrelevanten Thema zu behalten, und ermöglichen es den Schülerinnen und Schülern, sich mit Fragen der nachhaltigen Entwicklung im Kontext «Kinderrechte – Menschenrechte» auseinanderzusetzen.
Film
	Ridoy Verständlich und offen erzählt Ridoy von seinem Leben in Bangladesch. Der Film zeigt die unterschiedlichen Positionen von Unternehmen, Staat, Familien und Organisationen auf, die sich für Kinderrechte einsetzen.
	Slaves Mit viel Glück konnten Abuk und Mackiek, zwei Kinder aus dem Südsudan, aus ihrer Gefangenschaft fliehen. Der Film bietet Anlass, Themen wie Menschenhandel, Sklaverei oder Kinderrechte zu behandeln.
Lernmedien
	Courage: Gemeinsam sind wir stark Das Spiel «Courage» präsentiert 40 Menschenrechtsaktivisten/innen aus der ganzen Welt und verbindet sie mit thematischen Szenarien (Armut, Diskriminierung, Frauen- und Kinderrechte, Frieden, Meinungsfreiheit, Privatsphäre, Migration und Umwelt). Die Spieler/innen müssen sich mit Inhalten befassen und eigene Ideen kreativ umsetzen.
	Erkämpfte & umkämpfte Rechte – 75 Jahre Allgemeine Erklärung der Menschenrechte In vier Modulen setzen sich die Schüler/innen kritisch mit der aktuellen Umsetzung sowie der Entstehungsgeschichte der Menschenrechte auseinander.
	Musik und Menschenrechte Musik und politische Bildung? Das geht! Das Unterrichtsmaterial vereint Methoden und Ergebnisse von Schulprojekten rund um Musik und Menschenrechte.
	Bookmarks Hassreden im Internet nehmen zu – und das nicht nur online. Das Lernmedium beleuchtet das Verständnis und den Umgang damit sowohl im Online- als auch im Offline-Bereich und schlägt eine Brücke zu den Menschenrechten.
	Alles, was Recht ist?! Planspiel Das Planspiel eröffnet die Möglichkeit Akteure entlang der Lieferkette eines Smartphones kennen zu lernen und dessen Interessen auf Menschenrechte hin zu prüfen.
	Moderne Sklaverei? In vier thematischen Modulen setzen sich die Schüler/innen mit den aktuellen, globalen Arbeitsverhältnissen verschiedener Menschen auseinander und gehen der Frage nach, inwiefern diese an moderne Sklaverei erinnern.
	Kompass Thematisch und methodisch divers ausgerichtet, führt das Lernmedium Schüler/innen und Lehrpersonen an die Thematik der Menschenrechte heran.
	Wer verteidigt die Menschenrechte? Über Porträts von «Human Rights Defenders» werden Schüler/innen für die Thematik der Menschenrechte sensibilisiert. Dabei sollen sie über Menschrenrechtsverletzungen in der Schweiz und anderswo diskutieren.
Praxisbeispiele
	Lernmodul Demokratiebausteine am Gymnasium (NMS Bern) Im Rahmen eines Besuches des Vereins «Demokrative» lernen die Schüler/innen einen aktuellen Bezug zu unserem heutigen Demokratieverständnis herzustellen. In zwei angeleiteten Lernmodulen, beschäftigten sie sich mit den grundlegenden Werten und Zielkonflikten unserer heutigen Demokratie.
	Was, wenn nicht alles Gold glänzt? Mittels der Mysterymethode werden Zusammenhänge zwischen Goldminen in Burkina Faso und Glücksmienen hierzulande sichtbargemacht und Schüler/innen zum Nachdenken über Menschenrechte angeregt.
Ausserschulische Angebote
	BuchBesuch «Der Traum von Olympia» Das Angebot wurde von Jugendliche für Jugendliche entwickelt und von ihnen durchgeführt. Anhand der Geschichte kommen sie mit der Klasse ins Gespräch über Migration, Vorurteile und Menschenrechte.
	Menschenrechte kennenlernen Im Workshop von Amnesty International lernen die Schüler/innen anhand von Fallbeispielen verschiedene Menschenrechte kennen, wägen diese gegeneinander ab und stellen so den Bezug zum eigenen Alltag her.
	Themenprojekte – soziales Miteinander fördern Themen wie Diskriminierung, Mobbing oder Kinderrechte werden im Themenprojekt genau unter die Lupe genommen. Die Schüler/innen arbeiten an den altersgerecht gestalteten Workshopelementen und beschäftigen sich mit Themen in der eigenen Schulklasse, mit kulturellen Unterschieden, ihrer eigenen Identität, Gruppenzusammenhalt sowie Ausgrenzung bis Rassismus.
	Kinder- und Jugendradio in der Schule (Kinderdorf Pestalozzi) Wie zeigt sich die Umsetzung der Kinderrechte in unserer Gemeinde? Setzen Sie mit ihren Schüler/innen beispielsweise ein Klassenprojekt zu Kinderrechten durch und würden gerne Mitmenschen für Ihre Aktion sensibilisieren? Der Radiobus hilf Ihnen dabei eine eigene, projektbezogene Radiosendung zu produzieren und publizieren.
	Migration: Kinder auf der Flucht Anhand einer Simulation und eines Migrationsspiels erhalten die Kinder Einblick in Fluchtursachen und erfahren, wie es auf der Flucht um die Kinderrechte steht. Sie überlegen sich, wie sie selber geflüchteten Kinder den Einstieg in ihrer Klasse erleichtern können.
	Nächster Halt - Frieden Anhand konkreter Beispiele spricht eine Friedensfachperson über ihre Arbeit als Beobachter/in und Begleitperson von bedrohten Menschenrechtsaktivist/innen.
	Entdecke das Humanitäre Völkerrecht Wann werden im Krieg Grenzen überschritten? Wer das Humanitäre Völkerrecht kennt, weiss wann Regeln verletzt werden und Unrecht geschieht.
	Demokratiebausteine Ein Workshop zu den demokratische Mitbestimmungsrechten. Der Demokratiebaustein beinhaltet verschiedene Module, welche das Thema aus historischer, vergleichender und/ oder persönlicher Perspektive erfahrbar machen.
Bezüge zum Lehrplan Berufliche Grundbildung (BM): Rahmenlehrplan ABU (PDF; 102 KB) Lernbereich Gesellschaft: Aspekt Ethik, Kultur, Ökologie und Wirtschaft.  Berufsmaturität (BM): Rahmenlehrplan für die BM (PDF; 2,159 MB) Schwerpunktbereich: Naturwissenschaften, Sozialwissenschaften, Wirtschaft und Recht. Maturitätsschulen: EDK-Rahmenlehrplan (PDF; 397 KB) Fächer: Biologie, Geographie, Geschichte, Philosophie, Wirtschaft und Recht. Fachmittelschule (FMS): Rahmenlehrplan für die FMS  (PDF; 429 KB) Zweiter Lernbereich: Biologie. Dritter Lernbereich: Geographie, Geschichte, Wirtschaft und Recht, Philosophie, Soziologie.

Schule

Um wichtige BNE-Themen tiefgreifend und langfristig in der Schule zu verankern, bietet sich der gesamtinstitutionelle Ansatz an – auch Whole School Approach genannt. Unterricht ist dabei ein Teil im Gesamtgefüge weiterer Aktivitäten und Massnahmen im System Schule. Die Schule wird dabei als ein übergreifender Lern-, Arbeits- und Lebensraum gesehen. In dieser Betrachtungsweise werden unter anderem auch das Schulumfeld und ausserschulische Akteure miteinbezogen. Im Hinblick auf Kinderrechte ist es zentral, dass das Thema sowohl im Unterricht aufgegriffen und mit differenzierenden Lernformen gelebt wird, gleichzeitig auch Mitwirkungsmöglichkeiten innerhalb der Klasse und der Schule geboten werden. Instrumente für die Schulentwicklung
	Qualitätskriterien Schulnetz 21 (Kapitel A1 Partizipation und A2 Empowerment) Die Qualitätskriterien unterstützen Schulteams bei der Durchführung einer themenspezifischen Bedarfserhebung und der Entwicklung von Massnahmen. Als zwei zentrale Handlungsprinzipien werden «Partizipation» und «Empowerment» je in einem separaten Kapitel erläutert. In diesem Rahmen werden bspw. die Mitwirkungsmöglichkeiten für Schülerinnen und Schüler überprüft und nach Bedarf weiterentwickelt.
	Impulse zur Standortbestimmung – Unsere Geschichte «Unsere Geschichte» bietet anhand verschiedener Schulsituationen Anregungen zur Verankerung von BNE an einer Schule. Basierend auf einer szenischen Einleitung diskutieren Schulteams Möglichkeiten, wie Mitwirkung und politische Bildung an ihrer Schule gestärkt werden können (S. 11).
Praxisbeispiele
	Kinder entwickeln und bauen ihren eigenen Spielplatz Das Praxisbeispiel zeigt exemplarisch auf, wie Kinder direkt an der Planung und Gestaltung ihres Lebensumfelds eingebunden werden können. Im Rahmen der Bildungslandschaft 21 in Schönberg FR wurden mittels verschiedener Workshops die Ideen und Anregungen der Kinder aufgenommen. Später konnten sie sich selbst an der Umgestaltung beteiligen.
Weitere Angebote
	Dossier Kinderrechte Mit einem jährlich wechselnden Schwerpunktthema erstellen Integras, Terre des Hommes Schweiz und die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi in Kooperation ein Dossier zum Thema Kinderrechte. Es stehen für alle Zyklen Unterrichtsvorschläge zur Verfügung.

Hintergrundwissen

1. Universelle Rechte, die durch internationale Verträge festgelegt sind

Die Menschenrechte dienen dem Schutz aller Menschen und ihrer Würde in Friedens- und Kriegszeiten. Derzeit gibt es neun internationale Verträge, deren Gegenstand Menschenrechte sind. In ihnen ist die Wahrung einer Reihe von Rechten vereinbart, darunter die Wahrung bürgerlicher und politischer Rechte (ICCPR), wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Rechte (ICESCR), der Rechte von Kindern (KRK), von Menschen mit Behinderungen (CRPD), von Wanderarbeitnehmenden und ihren Familienangehörigen (ICRMW), sowie der Schutz vor dem Verschwindenlassen (CPED) und vor Folter (CAT) sowie die Beseitigung von rassistischer Diskriminierung (ICERD) und der Diskriminierung von Frauen (CEDAW). Diese neun Verträge haben ihren Ursprung in der «Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte» (AEMR), die am 10. Dezember 1948 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen (UNO) verabschiedet wurde. Die AEMR, die als Grundlage der internationalen Menschenrechte gilt, ist nicht rechtsverbindlich, während die Verträge für die Länder, die sie ratifiziert haben, rechtsverbindlich sind. Einer dieser neun Verträge ist das Übereinkommen über die Rechte des Kindes, kurz UN-Kinderrechtskonvention (KRK), das am 20. November 1989 von den Vereinten Nationen einstimmig angenommen wurde. Die KRK hat ihren Ursprung in zwei nicht bindenden Erklärungen: der Genfer Erklärung, die 1924 vom Völkerbund verabschiedet wurde, und der Erklärung der Rechte des Kindes, die 1959 von den Vereinten Nationen verabschiedet wurde. Die KRK ist der erste internationale Vertrag, der sich den Rechten von Kindern und Jugendlichen widmet. Es ist auch der am schnellsten akzeptierte und von den meisten Ländern ratifizierte Vertrag über Menschenrechte in der Geschichte: Ratifiziert haben ihn 196 Länder, darunter die Schweiz im Jahr 1997. In der KRK verpflichten sich die Vertragsstaaten, die Rechte des Kindes bekannt zu machen, sie in ihren Gesetzen und Politiken zu verankern und umzusetzen. Die Rechte des Kindes erweitern den Geltungsbereich der Menschenrechte, die auf den Bedürfnissen aller Menschen beruhen und universell, unveräusserlich und unteilbar sind. Die KRK erkennt an, dass Menschen, die noch nicht volljährig sind, besondere Bedürfnisse für ihre Entwicklung und Entfaltung haben. Ihre 54 rechtsverbindlichen Artikel berühren alle Aspekte des Lebens von Menschen unter 18 Jahren. Kinder und Jugendliche werden nicht nur als schützenswert, sondern auch als Individuen mit eigenen Meinungen und Wünschen verstanden und zu Rechtssubjekten und aktiven Teilhabenden der Gesellschaft erklärt. Damit handelt es sich um einen Paradigmenwechsel, mit dem das Kind nicht mehr nur das Eigentum seines Vaters oder ein zu schützendes Gut ist. Ein Paradigmenwechsel, der auch das westliche Verständnis von Kindheit im 20. Jahrhundert prägt. Der Begriff der Kinderrechte hat sich im Laufe der Zeit parallel zu den Veränderungen in der Gesellschaft weiterentwickelt. Insbesondere wurde das Recht auf Meinungsäusserung in der Familie und in Bildungsinstitutionen ausgeweitet. Herausforderungen wie der Klimawandel, der Verlust der Artenvielfalt, Umweltschäden usw. gefährden die Verwirklichung von Kinder- und Menschenrechten wie das Recht auf Leben, Gesundheit und einen angemessenen Lebensstandard und behindern die gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Das Recht auf eine saubere Umwelt ist weder in der KRK noch in der AEMR explizit formuliert. Aus diesem Grund hat der UN-Menschenrechtsrat 2021 in Verbindung mit den 17 Zielen für eine nachhaltige Entwicklung (SDGs) eine Resolution zur universellen Anerkennung des Menschenrechts auf eine saubere, gesunde und nachhaltige Umwelt verabschiedet. All diese Grundsätze finden sich auch in der Allgemeinen Bemerkung Nr. 26 wieder, die 2023 vom UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes zum Thema Kinderrechte und Umwelt verabschiedet wurde, wobei der Schwerpunkt auf dem Klimawandel liegt. Weder die UN-Resolution noch die Allgemeine Bemerkung Nr. 26 sind rechtlich bindend. Dennoch wird von den Staaten erwartet, die Umwelt- und Menschenrechtsfragen ganzheitlich in Angriff zu nehmen. Sie müssen nun Massnahmen ergreifen, um die globale Umweltkrise zu bewältigen, und zwar gemeinsam mit den Jüngsten, die am stärksten und am längsten von den aktuellen und künftigen Herausforderungen der nachhaltigen Entwicklung betroffen sind und sein werden. Das Modell der planetaren Grenzen zeigt, welche Umweltprobleme die grössten Sorgen bereiten und wie dringlich ihre Behebung ist. Bei Überschreitung dieser Grenzen droht eine gravierende Verschlechterung des planetaren Ökosystems, die die Menschheit schädigen kann. Im September 2023 wurden sechs der neun planetaren Grenzen von der wissenschaftlichen Gemeinschaft als überschritten angesehen. In ihrem Donut-Modell fügt die Wirtschaftswissenschaftlerin Kate Raworth dieser ökologischen Obergrenze eine gesellschaftliche Grundlage in Form von zwölf Zielen hinzu, deren Verfehlung schwerwiegende Entbehrungen für die Menschheit zur Folge hätte. Eine Wirtschaft, die einer gerechten und nachhaltigen Gesellschaft dienen soll, muss der Menschheit einen Handlungsspielraum sichern, der die Erfüllung der Grundbedürfnisse und das Wohlergehen aller Menschen gewährleistet. Bildquelle: www.unibe.ch Quellen Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten [EDA] (2022): Auch dank der Schweiz: saubere, gesunde und nachhaltige Umwelt als Menschenrecht anerkannt, abgerufen unter: www.admin.ch, Stand: 2.10.2024.  Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten [EDA] (2023): Internationale Menschenrechtsübereinkommen, abgerufen unter: www.admin.ch, Stand: 2.10.2024.  Conseil des droits de l’homme, 48ème session (2021): Promotion et protection de tous les droits de l’homme, civils, politiques, économiques, sociaux et culturels, y compris le droit au développement, abgerufen unter: www.digitallibrary.un.org, Stand: 2.10.2024.   Comité des droits de l’enfant (2023): Observation générale no 26 sur les droits de l’enfant et l’environnement, mettant l’accent en particulier sur les changements climatiques, abgerufen unter: www.ohchr.org, Stand: 2.10.2024.  Comité des droits de l’enfant (2023): Observation générale no 26 sur les droits de l’enfant et l’environnement, mettant l’accent en particulier sur les changements climatiques* (aufbereitet für Kinder und Jugendliche auf Französisch), abgerufen unter: www.ohchr.org, Stand: 2.10.2024.  École vaudoise durable (2024): Durabilité - explications, abgerufen unter: www.ecolevaudoisedurable.ch, Stand: 2.10.2024.  Martinetti, Françoise (2009): Les droits de l’enfant. Nice, CRDP (Questions ouvertes).

2. Kenntnis der UN-Kinderrechtskonvention als Voraussetzung zur Wahrnehmung        von Rechten in der Schule

Die 54 Artikel des Übereinkommens über die Rechte des Kindes können auf vier Grundprinzipien zurückgeführt und in drei Kategorien gegliedert werden. Ausserdem wird die Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention (KRK) nach einem Verfahren kontrolliert, das von der Schweiz befolgt wird. Die KRK stützt sich auf vier Grundprinzipien: Nichtdiskriminierung (Art. 2); Wohl des Kindes (Art. 3); Recht auf Leben, Überleben und Entwicklung (Art. 6); Achtung der Meinung des Kindes (Art. 12). Zusammen tragen die vier allgemeinen Grundsätze dazu bei, dass die Kinderrechte transparent, partizipativ, integrativ und verantwortungsvoll umgesetzt werden. Die übrigen Artikel müssen im Lichte dieser vier Grundsätze verstanden und umgesetzt werden. Sie sind voneinander abhängig und werden am häufigsten in drei Kategorien eingeteilt. Recht auf Förderung: Recht auf einen Namen, eine persönliche Identität, die Eintragung in ein Geburtsregister, die Staatsbürgerschaft, einen funktionierenden Gesundheitsdienst, Bildung, menschenwürdige Lebensbedingungen, Nahrung und Kleidung, Sozialschutz, eine menschenwürdige Unterkunft.  Recht auf Schutz: Recht auf Schutz gegen physische und psychische Gewalt, Misshandlung oder Vernachlässigung, erbarmungslose oder erniedrigende Behandlung, Folter, sexuelle Gewalt, wirtschaftliche oder sexuelle Ausbeutung.  Recht auf Beteiligung: Recht auf Meinungsfreiheit, altersgerechte Informationen, Konsultation, Partizipation, Gedanken- und Religionsfreiheit.      Bildquelle: éducation21 in Anlehnung an das Verständnis von E. Verhellen (1999)  Die KRK wurde im Laufe der Zeit durch drei Fakultativprotokolle inhaltlich ergänzt, die bestimmte – in die KRK übernommene Grundsätze – verstärken oder präzisieren. Die beiden ersten Fakultativprotokolle, welche die Beteiligung von Kindern an bewaffneten Konflikten und den Verkauf von Kindern, Kinderprostitution und Kinderpornografie betreffen, traten 2002 in Kraft. Das dritte Fakultativprotokoll, welches das Individualbeschwerdeverfahren betrifft, trat im April 2014 in Kraft.  Der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes, der aus 18 unabhängigen Fachpersonen besteht und seinen Sitz in Genf hat, hat die Aufgabe, die Umsetzung der KRK durch die Unterzeichnerstaaten zu überwachen. Die Vertragsstaaten verpflichten sich, dem Fachausschuss Berichte über die Massnahmen zur Umsetzung der in der KRK anerkannten Rechte und die erzielten Fortschritte vorzulegen.  Ein erster Bericht ist innerhalb von zwei Jahren nach Inkrafttreten der Konvention vorgesehen, danach alle fünf Jahre (Art. 44). Gemäss Artikel 45(a) prüft der Ausschuss zur Ergänzung der von den Staaten vorgelegten Informationen auch Berichte, die von UN-Organisationen (z.B. UNICEF) und anderen zuständigen Stellen, einschliesslich der Zivilgesellschaft (Berichte von NGOs), nationaler Menschenrechtsinstitutionen (NHRIs) sowie Kindern und Jugendlicher, eingereicht wurden. Im Anschluss veröffentlicht der Ausschuss seine Beobachtungen und Empfehlungen, um die Rechte von Kindern und Jugendlichen voranzubringen. Seine Macht beschränkt sich darauf, die Regierungen auf ihre Verantwortung hinzuweisen.   In der Schweiz betrifft die Umsetzung der KRK aufgrund des Föderalismus eine Vielzahl von staatlichen Instanzen. Innerhalb des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) ist die Abteilung Frieden und Menschenrechte zuständig für die Förderung des Friedens und der Menschenrechte im Rahmen der aussenpolitischen Strategie des Bundesrats. Das Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) koordiniert die Arbeiten im Zusammenhang mit dem Fünfjahresbericht an den Ausschuss für die Rechte des Kindes, analysiert die Empfehlungen und sorgt für deren Umsetzung.  Das Netzwerk Kinderrechte Schweiz (NKR) ist ein Zusammenschluss von Nichtregierungsorganisationen, die sich für die Anwendung und Umsetzung der KRK in der Schweiz einsetzen. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, Berichte für den UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes zu verfassen. Im Jahr 2021 erstellte dieses Netzwerk zum ersten Mal einen Bericht unter aktiver Beteiligung von 424 in der Schweiz lebenden Freiwilligen im Alter von 5 bis 21 Jahren. Dieser Kinder- und Jugendbericht ergänzt den Bericht der Regierung und der NGOs über die Umsetzung der Kinderrechtskonvention in der Schweiz. Der Ausschuss für die Rechte des Kindes hörte daraufhin eine Gruppe von ihnen als Expertinnen und Experten für ihre eigenen Lebensbedingungen an. Dieser direkte Austausch ermöglichte es dem Ausschuss, sein Wissen über die Situation sowie die Wünsche und Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz zu präzisieren. Die Expertinnen und Experten interessierten sich besonders für die Frage, wie Kinder und Jugendliche in der Schweiz beteiligt werden und ob sie in der Politik zu Themen wie dem Klimawandel gehört werden können. Von Kindern und Jugendlichen geäusserte Sorgen wurden bei der Anhörung einer Delegation der Schweizer Regierung aufgegriffen und finden sich in den an die Schweiz gerichteten Empfehlungen wieder, insbesondere der Umgang mit Mobbing in der Schule und Cybermobbing. Eine weitere Sorge, die gegenüber dem UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes 2021 bei der Befragung einer grossen Anzahl von Kindern und Jugendlichen weltweit geäussert wurde, betrifft das digitale Umfeld (Allgemeine Bemerkung Nr. 25). Digitale Technologien werden von Kindern und Jugendlichen als wesentlich für ihr Leben angesehen. Sie bieten ihnen sowohl neue Möglichkeiten zur Verwirklichung ihrer Rechte (Zugang zu Informationen, Freizeitgestaltung, Pflegen und Schliessen von Freundschaften, Meinungsäusserung usw.), bergen aber gleichzeitig die Gefahr, dass diese Rechte verletzt oder beeinträchtigt werden (digitale Ausgrenzung, Verleitung zum Selbstmord usw.). Quellen Bundesamt für Sozialversicherungen [BSV] (2023): Kinderrechte, abgerufen unter: www.admin.ch, Stand: 3.10.2024.  Comité des droits de l’enfant (2021): Observation générale no 25 sur les droits de l’enfant en relation avec l’environnement numérique, abgerufen unter: www.ohchr.org, Stand: 3.10.2024.  Netzwerk Kinderrechte Schweiz (2024): Kinder- und Jugendbericht, abgerufen unter: www.netzwerk-kinderrechte.ch, Stand: 3.10.2024.   Vereinte Nationen [UNO] (2021): Übereinkommen über die Rechte des Kindes, abgerufen unter: www.netzwerk-kinderrechte.ch, Stand: 3.10.2024.  UNICEF France (2024): Prendre en compte la parole des enfants, abgerufen unter: www.my.unicef.fr, Stand: 3.10.2024.   UNICEF Suisse (2023): UN-Berichterstattung, abgerufen unter: www.unicef.ch, Stand: 3.10.2024.  Eugeene, Verhellen (1999): La Convention relative aux droits de l'enfant : contexte, motifs, stratégies, grandes lignes

3. Die Rechte des Kindes in der Schweiz – keine Selbstverständlichkeit!

In unserem wohlhabenden Rechtsstaat mit einem guten Sozial-, Gesundheits- und Bildungssystem werden die Grundrechte von Kindern und Jugendlichen zum Grossteil gut eingehalten. Die Berichte, die dem UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes in den letzten dreissig Jahren vorgelegt wurden, haben jedoch gezeigt, dass zwischen dem Versprechen der Konvention und der Realität vor Ort für Kinder und Jugendliche, von denen einige unter schwierigen Bedingungen leben, viele Lücken klaffen. Was die Rechte auf Förderung anbelangt, werden vor allem die Kinderrechte Chancengleichheit und Zugang aller zu einer inklusiven und hochwertigen Bildung verletzt. Insbesondere Kinder mit Beeinträchtigung und Migrationshintergrund haben keinen oder nur wenig Zugang zu Bildung. Was die Rechte auf Schutz angeht, werden die Rechte von Kindern und Jugendlichen vor allem durch körperliche, verbale und psychische Gewalt in der Familie, in der Schule oder während der Ausbildung verletzt. Auch in unserem Land sind z.B. junge Mädchen von Zwangsheirat betroffen. Was die Rechte auf Beteiligung betrifft, sind Kinder und Jugendliche immer noch häufig von Mitsprache und Entscheidungen ausgeschlossen. Dies gilt insbesondere für gerichtliche Verfahren, die sie betreffen (Scheidung der Eltern, vorübergehende Unterbringung in einer Pflegefamilie usw.). Hier kommen die Betroffenen nach wie vor nur selten zu Wort, und ihre Interessen und Anliegen werden in der Regel nachrangig behandelt.  In der Schweiz stehen Kindern und Jugendlichen nicht in allen Bereichen die Leistungen zur Verfügung, auf die sie ein Recht haben, und es bestehen erhebliche Unterschiede zwischen den Kantonen hinsichtlich des Umfangs und der Qualität der Leistungen. Beispielsweise sind kindgerechte Mediationsdienste in verschiedenen Bereichen des Rechts sowie des Bildungs- und Gesundheitssystems selten. Obwohl zehn Schweizer Kantone ein Mediationsangebot eingerichtet haben, ist dieses für Kinder schwer zugänglich und wenig bekannt. Die Situation wird dadurch verschärft, dass es in der Schweiz keine unabhängige Institution gibt, die sich für die Rechte des Kindes einsetzt. Der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes betonte, dass dies zeige, dass die Schweiz die Empfehlungen des Ausschusses zum 3. Fakultativprotokoll zur KRK bezüglich des Individualbeschwerdeverfahrens nicht beachte. Dass die Umsetzung der Rechte von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz nicht so selbstverständlich ist, liegt auch an einem unzureichenden Verständnis dessen, was diese Rechte beinhalten und wie sie umgesetzt werden können. Das Übereinkommen über die Rechte des Kindes ist nach wie vor weitgehend unbekannt. Zudem verlassen sich die meisten Akteure auf indirekte Ansprechpersonen (Eltern, Schulpersonal, Kinderschutzfachleute). Und nicht zuletzt verhält sich die Politik in dieser Angelegenheit immer noch stark reaktiv, das heisst, sie verwendet nur wenig Aufmerksamkeit darauf, das Risiko zu verringern und zukünftige Verstösse zu verhindern. So ist körperliche Züchtigung in Bildungsinstitutionen immer noch nicht ausdrücklich verboten. Wenn die Betroffenen ihre Rechte nicht stärker einfordern und sich nicht zu den von ihnen erkannten Lücken oder möglichen Verbesserungen äussern, liegt das meistens daran, dass sie nicht über die nötigen Ressourcen und Freiräume verfügen.  Quellen  Eidgenössische Kommission für Kinder- und Jugendfragen [EKKJ] (2020): Grundlagenpapier zur Schaffung einer nationalen Ombudsstelle Kinderrechte in der Schweiz, abgerufen unter: www.admin.ch, Stand: 3.10.2024.   Generalversammlung der Vereinten Nationen (2011): Fakultativprotokoll zum Übereinkommen über die Rechte des Kindes betreffend ein Mitteilungsverfahren, abgerufen unter: www.fedlex.admin.ch, Stand: 24.10.2024.  Roberta, Ruggiero et al. (2023): Unabhängige Kinderrechtsinstitution in der Schweiz: aktueller Stand und Handlungsbedarf, abgerufen unter: www.admin.ch, Stand: 3.10.2024.  Susanne, Balli (2022): Stimmen der Kinder gefragt und wichtig, in «Luzerner Zeitung» vom 17.2.2022, abgerufen unter www.phlu.ch, Stand: 3.10.2024.  Ziba, Vaghri; Jean, Zermatten; Gerison, Lansdown; Roberta, Ruggiero (Hrsg.) (2022): Monitoring State Compliance with the UN Convention on the Rights of the Child. An Analysis of Attributes, abgerufen unter: www.link.springer.com, Stand: 3.10.2024.

4. Menschen- und Kinderrechte in der Schule und in der Ausbildung

Die Menschen- und Kinderrechte haben in der Schule und in der Ausbildung ihren Platz. Dazu gehören das Recht auf Bildung und das Recht der Person auf Information über ihre Rechte. Sowohl die «Allgemeine Erklärung der Menschenrechte» als auch die Konvention über die «Rechte des Kindes» können in der Schule als einer Institution, die speziell für Kinder und Jugendliche gedacht ist, gelebt werden. Diese beiden grundlegenden Dokumente verdeutlichen das Recht auf Achtung des Privatlebens, Gedanken-, Gewissens-, Religions- und Meinungsfreiheit und freie Meinungsäusserung, Gesundheit und Partizipation am kulturellen Leben sowie das Recht auf Ruhe und Freizeit. In einer Welt, in der fast alles vom Schutz bemühter Erwachsener erdacht und kontrolliert wird, brauchen Kinder und Jugendliche Freiräume, um zu spielen, soziale Kontakte zu knüpfen und ihre Autonomie zu erproben. Das Recht auf Bildung ist ein allgemeines und unveräusserliches Menschenrecht. Bildung muss daher allen Menschen zugänglich sein (KRK Art. 28, AEMR Art. 26). Bildung verschafft den Menschen die Kompetenzen, Freiheiten und Kenntnisse, die sie benötigen, um eigenständig zu agieren und die Herausforderungen des Lebens zu meistern. Artikel 28 der KRK schreibt ausserdem vor, dass sowohl die formale als auch die nicht formale Bildung den Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen entsprechen und ihre aktive Beteiligung unterstützen muss. In Artikel 29 heisst es zudem, dass die Bildung auf die Entwicklung des gesamten Potenzials der unter 18-Jährigen gerichtet sein und ihnen die Achtung der Menschenrechte und der natürlichen Umwelt vermitteln muss. Um in den Genuss des Status als Rechtssubjekt zu kommen, muss man formal darüber informiert werden. In der Schweiz sehen alle neuen Lehrpläne der Sprachregionen sowohl disziplinäre als auch fächerübergreifende Aktivitäten in diesem Bereich vor. Die Vermittlung von Menschen- und Kinderrechten wird auf drei Ebenen in den Schulalltag integriert: Lernen über Menschen- und Kinderrechte, d.h. Wissen über die eigenen Rechte erwerben; Lernen durch Kinderrechte, d.h. konkret die Wahrnehmung seiner Rechte erproben und die entsprechenden Fähigkeiten trainieren; Lernen für Kinderrechte, d.h. Werte vermitteln, die die Lernenden dazu motivieren, sich für ihre Rechte und die Rechte anderer Kinder und Jugendlicher einzusetzen. Quellen  Amstutz, Urs (2019): 30 Jahre Kinderrechte: Für starke und mündige Kinder und Jugendliche, abgerufen unter: www.lu.ch, Stand: 3.10.2024.  Louviot, Maude (2021): L’éducation aux droits de l’enfant: participation des élèves et enjeux de la forme scolaire. Etude de cas en Suisse romande, abgerufen unter: www.archive-ouverte.unige.ch, Stand: 24.10.2024.  Susanne, Balli (2022): Stimmen der Kinder gefragt und wichtig, in «Luzerner Zeitung» vom 17.2.2022, abgerufen unter: www.phlu.ch, Stand: 3.10.2024.    Ziba, Vaghri; Jean, Zermatten; Gerison, Lansdown; Roberta, Ruggiero (Hrsg.) (2022): Monitoring State Compliance with the UN Convention on the Rights of the Child. An Analysis of Attributes, abgerufen unter: www.link.springer.com, Stand: 3.10.2024.

5. Das Recht auf Partizipation im Sinne der UN-Kinderrechtskonvention: die        Grundlage für die Wahrnehmung von Rechten in der Schule und in der Ausbildung

Partizipation bedeutet nicht nur, anwesend zu sein, sich am Unterricht oder an einem Workshop zu beteiligen oder seinen Anteil an den Gemeinschaftsaufgaben zu übernehmen. Worin besteht also das Recht auf Partizipation gemäss der KRK? Warum ist dieses Recht im Schul- und Ausbildungskontext besonders wichtig? Und wie kann dieses Recht von Geburt an wahrgenommen werden? Dieses Kapitel versucht, diese Fragen zu beantworten. Im Sinne des Übereinkommens über die Rechte des Kindes bedeutet das Recht auf Partizipation (Artikel 12), dass die Meinung von Kindern und Jugendlichen bei Entscheidungen, die sie betreffen oder interessieren, einschliesslich Entscheidungen in Gerichts- und Verwaltungsverfahren, berücksichtigt werden muss. Letztere betreffen Bildungsinstitutionen.  Wie der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes in der Allgemeinen Bemerkung Nr. 12 (2009) über das Recht des Kindes auf Gehör hervorgehoben hat, nimmt Artikel 12 der KRK ein grundlegend neues Recht in den internationalen Menschenrechtskatalog auf. Angesichts der fehlenden rechtlichen Autonomie von unter 18-Jährigen bei der Entscheidungsfindung liegt es in der Verantwortung der Erwachsenen, ihrem Reifegrad Rechnung zu tragen und die richtigen Bedingungen für die Ausübung dieses Rechts zu schaffen. Ausserdem sind Minderjährige nicht mehr passive Empfänger des Schutzes und der Fürsorge von Erwachsenen, sondern werden zu vollwertigen Akteuren. Sie sind am besten in der Lage, sich zu den Bedingungen, unter denen sie aufwachsen, zu Themen, die sie im Alltag beschäftigen, sowie zu ihren Bedürfnissen und Wünschen zu äussern. Die Allgemeine Bemerkung Nr. 12 soll die Vertragsstaaten bei der wirksamen Umsetzung von Artikel 12 unterstützen, und beschreibt in diesem Zusammenhang die Gesetzgebung und die Praxis, die für die volle Umsetzung erforderlich sind, und schlägt geeignete Vorgehensweisen vor, um der Meinung von Kindern in allen Angelegenheiten, die sie betreffen, angemessenes Gewicht zu verleihen. Das Recht auf Partizipation ist ein unverzichtbares Instrument, um nachhaltigere und effizientere Gesellschaften zu schaffen, da die am besten geeigneten Lösungen bereits im Vorfeld mit den ersten Nutzniessern ermittelt werden.  Wie alle anderen Rechte gilt auch das Recht auf Partizipation von Geburt an, sowohl in der Familie als auch in der Schule, in der Ausbildung, bei ausserschulischen Aktivitäten und in der Gesellschaft. Man muss nicht unbedingt sprachbegabt sein, um ein Bedürfnis oder eine Meinung zu äussern. Spiele und interaktive Tätigkeiten verbessern das Angebot für sehr junge Kinder, z.B. ihre Anhörung bei der Einrichtung eines Spielplatzes (Park des kleinen Fuchses). Die Teilnahme kann individuell oder kollektiv, in einem formalen oder nicht formalen Rahmen erfolgen. Die meisten Entscheidungen, auch auf politischer und nationaler Ebene, haben Auswirkungen auf den gegenwärtigen und zukünftigen Alltag von Kindern und Jugendlichen. Sie sollten daher frei entscheiden können, welche Themen sie für wichtig halten und ob sie sich einbringen wollen oder nicht.  Die Anwendung von Artikel 12 muss im Zusammenhang mit der Verwirklichung aller anderen Rechte gesehen werden. Sie wird durch die Artikel 13 (Meinungsfreiheit), 14 (Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit), 15 (Vereinigungs- und Versammlungsfreiheit), 16 (Achtung des Privatlebens) und 17 (Zugang zu Informationen) der KRK ergänzt. Kinder und Jugendliche müssen ausreichend informiert sein, um frei an der Entscheidungsfindung teilnehmen zu können. Diese Informationen müssen zugänglich und angemessen sein. In Bezug auf Artikel 3 (Wohl des Kindes) bedeutet dies, dass das Wohl des Kindes zusammen mit den Betroffenen ermittelt und beurteilt werden muss.  Es braucht vier Elemente (vgl. Lundy, 2007), um die Partizipation von Kindern und Jugendlichen als nachhaltigen Prozess zu verwirklichen: Freiräume: physische oder symbolische Ausdrucksräume, die sicher, respektvoll und transparent sind. Zusammen mit Vertrauen sind sie unverzichtbar, um Gewalt und Rechtsverletzungen melden zu können. Stimme: die Garantie, dass sie sich so zu Wort melden können, wie es ihnen zusagt, dass sie Themen ansprechen können, die ihnen wichtig sind, auch wenn ihre Meinung von der eines Erwachsenen abweicht. Publikum: ein Publikum, das bereit ist, ihnen zuzuhören, zu Partizipation zu ermutigen und den Entscheidungsprozess zum Erfolg zu führen.  Einfluss: die Garantie, Einfluss auf den Entscheidungsprozess zu haben. Mit der Umsetzung des Rechts auf Partizipation im Sinne der KRK werden automatisch alle anderen Menschen- und Kinderrechte gewahrt, da die Rechteinhabenden ja an allen sie betreffenden Entscheidungen beteiligt sind.  Quellen Louviot, Maude (2021): L’éducation aux droits de l’enfant: participation des élèves et enjeux de la forme scolaire. Etude de cas en Suisse romande, abgerufen unter: www.archive-ouverte.unige.ch, Stand: 24.10.2024.  Kinderombudsstelle (2009): Allgemeine Bemerkung Nr. 12 (2009) – Das Recht des Kindes, gehört zu werden, abgerufen unter: www.ombudsstelle-kinderrechte-schweiz.ch, Stand: 3.10.2024.  Queen’s University Belfast (2014): Enabling the meaningful participation of children and young people globally: The Lundy Model, abgerufen unter: www.qub.ac.uk, Stand: 24.10.2024. UNICEF France (2024): Prendre en compte la parole des enfants, abgerufen unter: www.my.unicef.fr, Stand: 3.10.2024.

6. Auf dem Weg zu einer effektiven und massgeblichen Partizipation von        Kindern und Jugendlichen

Das Lernen über, durch und für Menschenrechte trägt dazu bei, gerechtere und nachhaltigere Gesellschaften zu schaffen. Denn die Bürgerinnen und Bürger, aus denen sie sich zusammensetzt, darunter auch Kinder und Jugendliche, können Entscheidungen beeinflussen, die sich auf ihr tägliches Leben auswirken. Ausserdem nimmt die junge Generation immer mehr am politischen Leben teil. Wir erleben heute mehr politische Aktionen von Jugendlichen, insbesondere um die politische Untätigkeit angesichts des Klimawandels anzuprangern. Die Klimademonstrationen stehen für eine erfolgreiche Durchsetzung des Rechts auf Gehör. Damit setzen sich die Jugendlichen für ihre Rechte ein.  Dieses Beispiel verdeutlicht, dass die Partizipation im Bildungsbereich als Brücke zur Partizipation in der Gesellschaft dient. Nach dem pädagogischen Grundsatz des Empowerment der BNE entwickeln Schülerinnen und Schüler sowie Auszubildende die Fähigkeit, eigenverantwortlich und selbstständig zu handeln, zusammenzuarbeiten und sich kollektiv zu engagieren. Dieses Lernen wird durch aktive und partizipative Lehrmethoden unterstützt.  Die pädagogischen Fachkräfte können dabei die Entwicklung von Kompetenzen zur stetigen Erweiterung der Partizipation begleiten; ethische Formen der Partizipation und Prozesse einführen, die zu einer echten Partizipation führen, und dabei auch Schülerinnen und Schüler berücksichtigen, die sich mit dieser Unterrichtsform weniger wohlfühlen; den Lernenden helfen, sich respektiert und wertgeschätzt zu fühlen; sie bei ihren Interventionen unterstützen (z.B. Brief an eine Behörde, lokale Demonstration, Petition, Bürgerhaushalt); sie zu Unterrichtsinhalten oder -methoden befragen, um einen Kompromiss zwischen dem festgelegten Unterrichtsplan und ihren Interessen zu finden; eine Struktur wie eine Schulmediation anbieten oder eine Kontaktperson in der Schule ernennen und die Lernenden in die organisatorischen, strukturellen und disziplinarischen Abläufe der Klasse, der Schule, des Schulsystems usw. einbeziehen.  Das Themendossier Partizipation enthält Informationen und gibt Anregungen, wie Partizipation im Schul- und Ausbildungsalltag praktiziert werden kann. Quelle UNICEF France (2024): Prendre en compte la parole des enfants, abgerufen unter: www.my.unicef.fr, Stand: 3.10.2024.

 
Publiziert am 12.11.2024